Kompakte Ästhetik mit Feng Shui verknüpft

Ziegelbau im Einklang mit chinesischem Philosophiesystem

Ein auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnittenes Wohnhaus erfordert eine individuelle Lösung. Zu dieser Einsicht kamen auch die Bauherren des Ludwigsburger Wohnhauses. Das Ehepaar beauftragte mit der Planung – statt eines Komplettanbieters – den ortsansässigen Architekten Kai Dongus. Das Wohngebiet Reichertshalde in Ludwigsburg wird geprägt durch kleinmaßstäbliche Siedlungshäuser aus den 50er und 60er Jahren. Der zweigeschossige Neubau in einer der letzten vorhandenen Baulücken fügt sich in Form und Abmessungen harmonisch in die bestehende Bebauung ein. Durch eine innenliegende Dachentwässerung wirkt der Baukörper dennoch prägnant und einzigartig. First- und Trauflinien orientieren sich an den Nachbargebäuden. Auf Dachgauben und Dacheinschnitte im ausgebauten Satteldach wird bewusst verzichtet.
 
Markanter Blickfang des Hauses ist die zweigeschossige Glasfassade zum Garten. Sie besteht aus vielfach verschiebbaren Elementen. Die großflächige Verglasung öffnet das Haus nach Süden und ermöglicht zugleich hohe passive Solargewinne. Lamellenraffstores sorgen für einen aktiven Sonnen- und Blendschutz.
 
Harmonisierung nach Feng Shui
 
Beim Vorentwurf wurde auf Wunsch der Bauherren ein Feng Shui-Berater hinzugezogen. Feng Shui ist ein aus China stammendes traditionelles Philosophiesystem zur Harmonisierung von Bauvorhaben und Wohnräumen. Die Lehren des Feng Shui haben in den letzten Jahren auch zunehmend Einfluss auf die westliche Architektur und Innenraumgestaltung gewonnen. Teilweise ist in Form von „Neo-Feng Shui“ auch eine Verschmelzung mit Teilen der Esoterik zu beobachten.
 
Im Feng Shui wird das harmonische Verhältnis zwischen Mensch und Natur betont. Bei der Raumgestaltung dürfen sich so genannte verstockte Energien nicht festsetzen, so dass die Lebensenergie – das Qi – frei fließen kann. Der zum Garten ausgerichtete Grundriss des Ludwigsburger Wohnhauses ist deshalb außerordentlich offen gestaltet. Der Wohnbereich nimmt praktisch die gesamte Fläche des Erdgeschosses ein. Die Küche ist dabei ohne eingrenzende Bauteile in die Wohnfläche integriert. Ein besonders dekoratives Element des Wohnraums stellt die zentral angeordnete, freie Treppe mit ihrer Glasbrüstung dar. Sie führt in das Obergeschoss mit großzügig bemessenen Kinderzimmern sowie in das im Dachgeschoss befindliche Elternschlafzimmer.
 
Natürlicher Feuchteausgleich
 
Die Vorstellung von Wohnen in Harmonie mit der Umwelt drückt sich auch in der Wahl der Baumaterialien aus. So trägt der für die Wände eingesetzte Naturbaustoff Ziegel durch seine kapillare Struktur zum Ausgleich der Raumfeuchte bei. Wie eine natürliche Klimaanlage leitet er überschüssige Feuchte nach Außen. Die Bauherren wünschten sich einen wirtschaftlichen und naturnahen Wärmeschutz der Außenwände ohne Dämmstoffe. Durch eine flächeneinsparende Mauerwerksdicke der Außenwand von nur 30 Zentimetern wird mit dem einge­setzten „Unipor W 14“-Planziegel (λ=0,14 W/mK) ohne zu­sätz­liche Dämmung ein niedriger Wärmedurchgangswert (U-Wert) von nur 0,41 W/m²K sichergestellt.
 
„Positiv wirkt sich beim Ziegel auch der hohe Anteil der beim Herstellungsprozess entstehenden Luftporen aus“, erklärt Architekt Dongus. Sie erhöhen die Wärmedämm-Fähigkeiten des Mauerwerks auf natürliche Weise. Zudem garantieren die massiven Ziegel auch im Hochsommer ein angenehmes Raum­klima, weil die gespeicherte Sonnenwärme erst in den kühleren Abend- und Nachtstunden wieder an den Innenraum abgegeben wird.
 
Vorgefertigte Wandelemente
 
Planziegel können aufgrund der planeben geschliffenen Lagerflächen mörtelsparend in Dünnbettmörtel verlegt werden. Eine Stoßfugenvermörtelung ist nicht erforderlich. Statt der Mauerwerkserstellung auf der Baustelle entschied sich der Architekt in Abstimmung mit den Bauherren für im Werk vorgefertigte Planziegel-Wandelemente. „Dadurch ergaben sich mehrere Vorteile“, erläutert Dongus. „Die witterungs-unabhängige Vorfertigung garantierte eine exakte Terminierung des Rohbaus und eine besonders kurze Rohbauzeit. Lagerfläche für Baumaterialien fiel ebenso weg wie ein Großteil der sonst üblichen Baustelleneinrichtung.“
 
Die vom Ziegelwerk Schmid aus Bönnigheim – einem Mitglied der Unipor-Gruppe – hergestellten Ziegel-Wandelemente wurden mit Hilfe eines Autokrans nach vielfach bewährtem Ablaufschema auf der vorbereiteten Bodenplatte montiert. Auch die zug- und druckfeste Verbindung einzelner Elemente ist unproblematisch. Die Elemente verfügen in der untersten und obersten Lagerfuge über zwei Bewehrungsstäbe. Sie werden im Werk so ausgebildet, das sich in den Elementstößen überstehende Schlaufen ergeben. Auf der Baustelle wird durch die Schlaufen senkrecht ein Bewehrungsstab geführt und der Wandelemente-Stoß anschließend mit Mörtel verfüllt.
 
Viel Lob
 
Die Preisrichter des 7. Unipor-Architekturwettbewerbs und des Wettbewerbs „Beispielhaftes Bauen“ zeigten sich von der ästhetischen Gestaltung des Hauses mit unprätentiösen Mitteln beeindruckt. Der Kontrast zwischen dem weißen mineralischen Außenputz und den schwarzen Dachziegeln ergibt zusammen mit dem vor der Eingangstür angeordneten Windfang interessante optische Effekte. Der durchdachte Grundriss mit der dekorativen Einbindung der Treppe in den Wohnraum ist eine weitere sehenswerte Lösung. Sie zeigt beispielhaft, wie auch mit relativ geringem Kostenaufwand ein ausgesprochen attraktives Wohnumfeld geschaffen werden kann.

Planung: Freier Architekt BDA Kai Dongus, Lud­wigsburg
Wandbaustoff: Unipor W 14-Planziegel
Ziegelhersteller: Ziegelwerk Schmid in Bönnigheim, Mitglied der Unipor-Gruppe


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