Zi DBZ Fachforum „Bauen gegen den Trend“ begeistert für Architektur mit Ziegeln

Das am 7. Dezember in Frankfurt/Main erstmals ge­meinsam von den Fachzeitschriften Zi Ziegel­industrie International und DBZ Deutsche BauZeitschrift organisierte Architektur­fo­rum wurde von den rund 100 Teilnehmern, größtenteils Architekten, gut aufgenommen.

Einen ganzen Tag drehte sich alles um den Ziegel in seiner breiten Anwendungsvielfalt. Den Einführungsvortrag hielt Marc Koehler, marc koehler architects, Amsterdam. Koehler präsentierte u.a. zwei von ihm gebaute Ziegelhäuser, von der Idee bis zur Umsetzung und machte deutlich, dass preisbewusstes Bauen nicht einfallslos sein muss. Da für ihn „nachhaltiges Design ein zeitloses Design“ ist, gestaltet er die Grundrisse seiner Häuser flexibel und an die sich ändernden Lebensabschnitte anpassbar. Sein ­Ijburg-Haus und das Haus M sind beste Beispiele dafür. Koehler vertritt den Standpunkt, dass Architektur das Herz der Menschen gewinnen muss. Ziegel gelten in den Niederlanden als robuste, monumentale und traditionelle Baustoffe. Dass man mit ihnen auch sehr modern bauen kann, zeigt Koehler, der seinen Häusern mit Ziegeln eine Identität gibt. Für ihn hat der in eine Hand passende Ziegel das ideale Maß, um Details gestalten zu ­können.

Für Clemens Kuhlemann, Deutsche Poroton, ist der Kunde König. Und die Hauptanforderung der Kunden, egal ob nun Hersteller, Planer oder Bauunternehmer, ist: Es muss einfach sein! In seinem Vortrag „Gefüllter Ziegel – einer für alles“ zeigte er, wie das mit Ziegeln geht. Der Zehnkämpfer unter den Baustoffen punktet u.a. mit Wärme- und Schallschutz und guten statischen Werten. Es sei aber wichtig, den richtigen Ziegel für die passende Anwendung auszuwählen. So gibt es z. B. Produkte mit optimierten Schallschutzwerten speziell für den Geschosswohnungsbau, so Kuhlemann. Gerade wenn Nachhaltigkeit und gesundes Bauen wichtig sind, ist der Ziegel erste Wahl.

Zum Thema „Dämmende Außenwände – Vermeidung von Bauschäden“ sprach Prof. Sylvia Stürmer, HTWG Konstanz, Fakultät Bauingenieurwesen. In der riesigen Palette an Dämmstoffen dominieren Mineralwolle und Polystyrol, der Anteil nachwachsender Dämmstoffe ist noch gering. Sylvia Stürmer präsentierte die verschiedenen Möglichkeiten der Dämmung: Außen,- Kern- und Innendämmung und deren Vor- und Nachteile. Außerdem beschrieb sie eine Vielzahl ausführungsbedingter Mängel, da diese 64 % der Mängel ausmachen, nur 4 % seien Materialfehler. Auch mit Ziegelprodukten ist innovatives Dämmen möglich, z. B. mit der Wärmedämmfassade von Schlagmann oder auch mit vorgemauerten Schalen statt eines Wärmedämmverbundsystems oder Riemchen auf WDVS.

Mit diesem letzten Punkt leitete die Referentin zu Constantin von Schier-
staedt, Gebrüder Schier-
staedt Industriebeteiligungen KG, über. Von Schierstaedt stellte an vielen Beispielen gelungene Projekte von „Keramik­riemchen auf WDVS“ dar, die auch im Bestand und Denkmalschutz eingesetzt werden können. Er erläuterte auch den Aufbau der Wandsysteme für Neu- und Bestandsbauten.

Horst Klogether, Röben Tonbaustoffe GmbH, spannte in seinem Vortrag „Idee, Projekt, Gebäude: Das Know-how des Zieglers nutzen“ den Bogen von der Tongrube bis zum fertigen Bau. Er brachte den Teilnehmern die Herstellungsschritte für einen Ziegel näher: vom Abbau, über Aufbereitung, Formgebung, Oberflächengestaltung, Trocknen und Brennen. Ein Schwerpunkt seiner Ausführungen war die Planung und Ausführung komplizierter Fertigteile für verschiedene Projekte. Aber auch Details, wie z. B. die korrekte Anordnung von Dehnungsfugen, wurden behandelt.

Wie sich Fertigteile zum neuen Medienzentrum im spanischen Bilbao fügten, war das Thema von Heinrich J. Laue, CRH Clay Solutions GmbH: „4 Formate, 4 Farben und 812 Ziegelfertigteile für Philippe Starck“. Für das Bauprojekt unter der Leitung des französischen Architekten Philippe Starck fertigte CRH insgesamt 613 Fassadenplatten sowie 180 Rundbögen. Starck gestaltete diese mit einer Mischung aus vier verschiedenen Formaten mit jeweils unterschiedlichen Klinkerfarben. Diese Kombination der unterschiedlichen Farben und Klinkergrößen macht das Gebäude in Bilbao zu etwas Besonderem.

Malte Petersen, Creaton AG, gab in seinem Vortrag „Ästhetische ­Photovoltaik-Lösungen“ einen umfassenden Überblick über die Entwicklung der Solarzellen. Die Creaton AG ist mit ihrem System seit 2008 auf dem Markt und verwendet nur Produkte aus Deutschland. Petersen demonstrierte das ästhetisch sehr gelungene, einfach und schnell zu verarbeitende System an den verschiedensten Dachbeispielen.

Den letzten Vortrag des Tages eröffnete Nikolaus Bienefeld, Architekturbüro Bienefeld, mit der These: „Backstein – Qualität, die unumstößlich ist“. Er berichtete über sein Hausprojekt Morjan-Poeten, mit dem er beim Brick Award 2010 den 3. Preis gewann. Dafür hat er 36,5-er Hochlochziegel vermauert, die innen mit Kalk verputzt und außen mit Vormauerziegeln verblendet wurden. Bienefeld betonte ausdrücklich den Einfluss der Fuge auf das Bild des Mauer­werks. Er arbeitete mit Ziegeln im Reichsformat (25 x 12 x 6,5 cm) und setze eine 3,2 cm dicke Fuge ein, sodass sich ein Ziegel-Fugen-Verhältnis von 2 : 1 ergab. Mit der Verarbeitung von Ziegeln 2. Wahl entschied er sich bewusst gegen Perfektion. Tonprodukte spielen auch beim Boden und Dach die dominierende Rolle: Neben keramischen Fußbodenplatten und Dachziegeln setzte er Hourdis-Platten für die Innenverkleidung der Decke ein. Dieses kleine Haus zeichnet sich durch eine Vielzahl bemerkenswerter Details, wie den eingemauerten Briefkasten, doppelte Stürze und spezielle Fensterrahmenlösungen, aus und ist ein gelungenes Beispiel für die meisterhafte Verarbeitung des Ziegels in seiner ganzen Produktpalette.

In den Pausen hatten die Teilnehmer dann Gelegenheit, sich an den Themenständen der Partner über deren Produkte weiterführend zu informieren.

Unser Ziel als Fachzeitschriften war es, Architekten noch stärker für das Bauen mit Ziegeln zu begeistern. Das Fachforum wurde von den teilnehmenden Architekten sehr gut aufgenommen, wie eine Umfrage zeigte:

› 85 % sahen ihre Erwartungen an die Veranstaltung erfüllt

› 98 % würden wieder an einem Fachforum teilnehmen

Besonders gelobt wurden das praxisnahe und breite Spektrum der Vorträge, die als fachlich interessant bewertet wurden und eine Inspiration in Sachen Ziegel­einsatz seien.

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