Ceric Technologies – Erneuerung durch Kontinuität

Nach einem Reorganisationsverfahren bewilligte das Pariser Handelsgericht am 26. März 2010 die Übertragung der Aktiva der Unternehmen Ceric, Hallumeca und Pelerin sowie den Großteil der Firmenanteile der EquipCeramic an das durch Patrick Hebrard und Laurent Toquet getragene Projekt „Ceric Nouvelle“. Einer der wesentlichen Anteilseigner ist die Gesellschaft ­„Pléiade Investissement“. Wir sprachen mit Patrick Hebrard, Präsident von Ceric Technologies, über die Zukunftschancen und Projekte des Unternehmens Ceric, das in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert.

Zi: Ceric Technologies ist nun seit einigen Monaten am Start. Wie ist das neue Unternehmen angelaufen? Mit wie vielen Angestellten starten Sie und welchen Umsatz streben Sie an? Und, wie stellen sich die Zahlen im Vergleich zu dem früheren Unternehmen dar?

 

P. H.: Die letzten Monate waren sehr ereignisreich für uns. Nach der Entscheidung des Handelsgerichtes war unser erstes Ziel, die Geschäfte mit unseren Kunden wieder zu organisieren und einige Projekte abzuschließen. Außerdem sind wir in unsere neuen Geschäftsräume in Paris in der Rue de Hauteville 60/62 umgezogen. Hier befinden sich die neue Zentrale und der Sitz der Geschäftsleitung sowie die Engineering-Abteilung, die Projektbearbeitung, der Verkauf, die Organisation und die Service-Abteilung. Außerdem ist Ceric Technologies noch an folgenden Standorten aktiv:

› in Soissons, in der Nähe von Paris, sind die Bereiche Tonaufbereitung und Formgebung angesiedelt, hier produzieren wir Zerkleinerungsaggregate, Extruder und Lagersysteme. Überdies haben wir an diesem Standort unseren Ersatzteilservice platziert

› in Villeneuve d’Ascq, in der Nähe von Lille, sitzt unsere Zentrale für die thermischen Produktionsprozesse, also die Abteilung für Trockner und Öfen

› in Dijon sind die Bereiche Software und Steuerungssysteme angesiedelt


Ceric Technologies allein beschäftigt heute insgesamt 83 Mitarbeiter, darunter das gesamte Team aus der Abteilung Verfahrenstechnik aus den Zeiten vor der Krise. Dazu kommen dann weitere 90 Beschäftigte bei der Firma Equipceramic. Im Vergleich dazu hat die frühere Ceric France vor rund vier bis fünf Jahren mit etwa 1000 Mitarbeitern einen Gesamtumsatz von 200 Mio. € gemacht, davon entfielen ca. 100 Mio. auf die Ziegelindustrie. Wir planen für dieses Jahr 20 Mio. € und streben für 2012 einen Umsatz von 40 Mio. € an, wobei wir von einer langsamen Erholung des Marktes ausgehen.

 

Zi: Von der Insolvenz von Keyria und seinen französischen Töchtern war auch das traditionelle Unternehmen Ceric betroffen. Inwieweit unterstützten Sie die historischen Gründer von Ceric, Michel Rasse und Jean Mérienne, bei Ihrem Vorhaben, Ceric, und damit ja im Prinzip das Lebenswerk der beiden, zu „retten“.

 

P. H.: Beide waren von der negativen Entwicklung sehr betroffen, immerhin gibt es Ceric seit 1960, wir feiern dieses Jahr unser 50-jähriges Bestehen. Rasse und Mérienne haben sich für einen Neubeginn eingesetzt. Michel Rasse ist dann leider Ende März dieses Jahres verstorben, noch vor der Entscheidung des Handelsgerichtes. Aber sein Sohn hat ihm das Versprechen gegeben, in Ceric Technologies zu investieren, und beide, er und Jean Mérienne, haben sich in dem neuen Unternehmen finanziell engagiert. Jean Mérienne sitzt außer­dem im Aufsichtsrat des Unternehmens und ist so mit der Entwicklung von Ceric Technologies bestens vertraut. Auch wir, die Manager, gehören zur Investorengruppe. Unsere Mit­arbeiter sind  über eine Gewinnbeteiligung am Unternehmenserfolg beteiligt.

 

Zi: Die Tochterunternehmen von Keyria hatten eine große Zahl von Auftragsstornierungen Ende 2008 und einen starken Rückgang ihrer Geschäfte seit Anfang 2009 hinnehmen müssen. Schlussendlich musste Keyria mit seinen französischen Töchtern Insolvenz anmelden und gravierende Umstrukturierungen vornehmen – mit den bekannten Konsequenzen. Was macht Sie sicher, dass Sie mit dem neuen Unternehmen erfolgreicher sein werden? Die Auftragslage hat sich doch nicht verbessert? An welchen Aufträgen arbeiten Sie und wie schätzen Sie den Verlauf des restlichen Jahres 2010 und des kommenden Jahres 2011 für Ihr Unternehmen ein?

 

P. H.: Wie schon dargestellt, sind wir heute mit Ceric Technologies viel kleiner als früher Ceric France, d.h., unsere Umsatzziele sind deutlich geringer, aber auch unsere Fixkosten. Natürlich ist der Wettbewerb heute nach wie vor sehr hart, und der Absatzmarkt in vielen Gebieten stagniert oder schrumpft sogar. In Europa läuft es derzeit nicht gut, typische Ziegelländer wie Spanien, Italien und Großbritannien produzieren deutlich weniger als noch vor ein paar Jahren, und eine schnelle Besserung ist nicht in Sicht.

Aber trotzdem rechnen wir uns mit unserem neu aufgestellten Unternehmen gute Chancen aus. Länder in Südosteuropa und auch Russland ebenso wie der Iran, Irak und Syrien forcieren den Ziegeleinsatz. In den meisten dieser Länder sind die Produktionsanlagen nicht so konfiguriert und ausgelegt wie in Westeuropa zum Beispiel. Die Kunden dort konzentrieren sich auf die Herstellung von einem oder zwei Produkten; sie benötigen keine Anlagen, mit denen man viele verschiedene Baustoffe produzieren kann. Dadurch sind die Anlagen dort wesentlich weniger komplex, auch wenn die meisten Hersteller schon automatische Handling- und Transportsysteme einsetzen. Die Kapazitäten sind mit ca. 500 t/Tag auch geringer, als wir es bei den großen neuen Werken in Europa gewohnt sind, aber es gibt dort ein echtes Potenzial für uns, sodass wir gerade für diese Länder ein spezielles Produktangebot entwickelt haben. Ebenso sehen wir gute Möglichkeiten in Südamerika, wo es einige traditionelle Ziegelländer wie Brasilien, Argentinien und Venezuela gibt. Wir arbeiten z. B. derzeit an einem Projekt in Peru. Sie sehen, Ceric Technologies findet schon noch einiges zu tun.

 

Zi: Ceric Technologies hat sich zum Ziel gesetzt, als Engineering-Unternehmen und Anlagenhersteller zur Lieferung von schlüsselfertigen Lösungen für die grobkeramische Baustoffindustrie wieder eine Marktführerstellung zu erreichen. Sie wollen Ihre Präsenz und Dienstleistungen auf den internationalen Märkten, auf denen Sie schon immer tätig waren, aufrechterhalten und Ihren historischen Kunden eine kontinuierliche Serviceleistung bieten. Wie wollen Sie diese Ziele genau umsetzen?

 

P. H.: Unser Verkaufsteam heute ist natürlich kleiner als früher bei Ceric, und wir müssen unsere Aktivitäten vorerst konzentrieren. Ceric Technologies hat eine Organisation für die GUS-Staaten und Russland, mit Sitz in Moskau. Eine zweite Organisation kümmert sich um Europa und eine dritte um den Mittleren Osten. Darüber hinaus verfügen wir inzwischen über ein Netzwerk von Handelsvertretern, die unsere internationale Präsenz stärken. Unser Verkaufsbüro in China haben wir jedoch vorerst geschlossen.

 

Zi: In den USA war Ceric früher mit Ceric Inc. aktiv. Der frühere Ceric Inc.-Verantwortliche Christophe Aubertot hat sich mit der neuen Firma Direxa Engineering LLC selbstständig gemacht. Wird Ceric Technologies den amerikanischen Markt weiterbearbeiten und wenn ja, wie?

 

P. H.: Derzeit sind wir auf dem nordamerikanischen Markt, von dem die Krise ja ausging, nicht aktiv. Wie auch? Viele Werke stehen still, die Produktion ist stark zurückgegangen. Wir werden sehen, wie sich alles entwickelt. Voraussetzung ist aber erst einmal, dass sich der US-amerikanische Markt erholt und wieder mehr gebaut wird.

 

Zi: Sie sind Hauptaktionär Ihrer spanischen Tochter Equip­cera-mic. Gibt es da keine Überschneidungen in der Produktpalette und somit eine Wettbewerbssituation im eigenen Haus?

 

P. H.: Nun, zwischen den Gründerfamilien von Equipceramic und Ceric gab es ein historisches Agreement. Die Inhaber von Equipceramic streben die Selbstständigkeit an und wir werden sehen, wie sich die Dinge künftig entwickeln. Beide Firmen sind zwar im gleichen Markt tätig, aber mit unterschiedlichen Technologien, sodass direkte Überschneidungen eher gering sind. Equipceramic fertigt konventionelle Trockner und Öfen, während wir z. B. mit unserem Anjou-Schnelltrockner und dem Casing-Ofen aktiv sind.

 

Zi: Einer der wesentlichen Anteilseigner der neuen Gruppe ist die Gesellschaft „Pléiade Investissement“. Was unterscheidet die Gesellschaft von Ihrem früheren Eigentümer, der Gruppe Legris?

 

P. H.: Der Hauptunterschied ist sicher, dass die Legris-Gruppe versucht hatte, die Unternehmenskultur zu verändern, und teils eigene Manager eingesetzt hatte. Die Gesellschaft „Pléiade Investissement“ ist dagegen ein reiner Investor, der sich nicht ins operative Geschäft einmischt. „Pléiade Investissement“ ist eine Gruppe vermögender Teilhaber, die ihr Geld langfristig ertragreich anlegen wollen und nicht auf schnelle Rendite aus sind. Bei der Geschäftsführung vertraut man auf sehr erfahrene Ceric-Leute und auf ihre Kenntnisse speziell im Bereich Ziegel. Lassen Sie mich einfach zwei Zahlen nennen, die für sich sprechen: Die frühere Ceric wurde von einem siebenköpfigen Management geführt, bei Keyria waren es dann 45!

 

Zi: Ceric hat Pionierarbeit in vielen Bereichen geleistet, z. B. wurden die ersten U-Kassetten von Ceric eingesetzt, und Ceric hat auch den ersten H-Kassettenofen in Frankreich gebaut. Welche Innovationen können Sie sich für die nahe Zukunft in der Ziegelindustrie vorstellen, die sich nicht nur in einem hart umkämpften Baustoffmarkt behaupten muss, sondern auch immer schärferen Anforderungen nach einem geringeren Energieverbrauch und somit geringeren CO2-Ausstoß entsprechen muss?

 

P. H.: Wir haben Ideen – aber noch keine Produkte dazu. Beim Thema „Wärmedämmung und Energieeinsparung“ muss man aber auch bedenken, dass sich die Welt nicht auf einem Level befindet. Während die Ziegler in Teilen Europas immer neuere Produkte für einen besseren Wärmeschutz entwickeln, interessiert dieses Thema in anderen Teilen der Welt überhaupt nicht. Es gibt auch schon Unterschiede zwischen Nachbarn, wenn wir z. B. Deutschland und Frankreich betrachten. In Deutschland wird mit großformatigen Ziegeln mit speziellen Lochbildern gebaut, hier in Frankreich werden eher kleinere Ziegel mit einer Fassadendämmung im Sandwich-Prinzip verwendet. Welches System das richtige ist, wird man sehen. Aber die Idee der gefüllten Ziegel, wie sie in Deutschland immer mehr eingesetzt werden, finde ich auch sehr interessant. Was den CO2-Ausstoß in der Herstellung von Baustoffen anbelangt, so sind wir dabei, den Einsatz von alternativen Energien (Holz, Biomasse,…) voranzutreiben und innovative Lösungen zur Senkung des Energie­verbrauchs von Trocknern und Öfen zu entwickeln.

 

Zi: Herr Hebrard, wir wünschen Ihnen und der neuen Ceric Technologies eine erfolgreiche Zukunft.

 

Das Gespräch führte Zi-Redakteurin Anett Fischer.

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