81. Euroconstruct-Konferenz über den Bausektor in Europa

Die erste Euroconstruct-Konferenz im Jahr 2016 wurde am 9. und 10. Juni 2016 in Dublin, Irland veranstaltet. Die Konferenz ist Teil der zweimal im Jahr stattfindenden Tagungsreihe des Forschungsnetzwerks Euroconstruct über den Bausektor in Europa. Neben der Veröffentlichung von neuen europäischen Konjunktur- und Marktprognosen für die Baubranche stand die 81. Konferenz ganz im Zeichen des Mottos „Perspektiven für den europäischen Bausektor in einem Niedrig-zinsumfeld”.

Schätzungen zufolge wird das BIP für die 19 Euroconstruct-Mitgliedsländer im Dreijahreszeitraum 2016-2018 um 1,9 % jährlich steigen, was praktisch den Prognosen der Dezember-Veranstaltung des letzten Jahres in Budapest entspricht. Für das Jahr 2016 geht man von einem Wachstum des BIP in den 19 Mitgliedsstaaten um 1,8 % aus, womit man leicht unter der 2%-Prognose vom Dezember 2015 liegt, während für 2017 ein Wachstum um 1,9 % erwartet wird. Bemerkenswert ist, dass im Jahr 2015 zum ersten Mal seit acht Jahren in allen Euroconstruct-Ländern ein Anstieg des BIP verzeichnet wurde. Es wird erwartet, dass sich diese Entwicklung auch in den nächsten drei Jahren fortsetzen wird.

Der Anstieg der Gesamtbauleistung für die Jahre 2014 und 2015 wurde gegenüber den Budapester Prognosen in beiden Fällen nach unten korrigiert, da er 2014 bei lediglich 1,1 % (statt der prognostizierten 1,3 %) und 2015 bei 1,4 % (statt 1,6 %) lag.

Für 2016 wird weiterhin eine Steigerung der Gesamtbauleistung um 2,6 % erwartet, was jedoch ebenfalls unter der Prognose vom Dezember liegt. Unverändert wird das Wachstum für 2017 auf 2,7 % geschätzt, gefolgt von einem weiteren Anstieg um 2,4 % in 2018, was wiederum eine Verbesserung gegenüber dem prognostizierten 2 %-Wachstum der Budapester Konferenz darstellt. Für die Länder Mittel- und Osteuropas wird von 2015 an der größte Zuwachs erwartet. Faktoren wie ein höheres verfügbares Realhaushaltseinkommen, niedrige Zinsen und die Investitionsoffensive der Europäischen Kommission für Europa werden zu einem maßvollen Gesamtanstieg der Bauinvestitionen im Bereich der Euroconstruct um jährlich 2,6 % über das kommende Jahr beitragen. Hemmnisse im öffentlichen Finanzwesen und sowohl die staatliche als auch die private Verschuldung werden auch weiterhin staatliche sowie private Investitionen bremsen.

Der Gesamtwert der Bauindustrie selbst wird für das Jahr 2016 auf 1,406 Mrd. € geschätzt. Dies entspricht 9,4 % des BIP und liegt damit wesentlich niedriger als beim Höchststand im Jahr 2007, als 13 % des BIP auf die Branche entfielen.

Obwohl sich der Euroconstruct-Markt 2015 stabilisierte, wurden in den 19 Mitgliedsstaaten in diesem Jahr sehr unterschiedliche Zuwachsraten verzeichnet. Hohe Leistungszuwachsraten gab es in der Slowakischen Republik (+18,5 %), in den Niederlanden (+7,8 %) und in der Tschechischen Republik (+7,1 %), während sie in Ländern wie Österreich, Frankreich und der Schweiz 2015 leicht zurückgegangen sind.

Ergebnisse der wichtigsten Marktsegmente

Wohnungsbau: Der Wert des Wohnungsbaumarktes in der Euroconstruct-Zone betrug 2015 insgesamt 646 Mrd. €, wobei Renovierungen einen Marktanteil von 60 % einnehmen. Die größten Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt im Euroconstruct-Bereich hat der Zuzug von Flüchtlingen, der den Druck, entsprechenden Wohnraum bereitzustellen, im gesamten Euroconstruct-Gebiet und insbesondere in Deutschland und Norwegen noch erhöht hat. Bis zum Ende des Jahres 2016 wird sich das Niveau der Wohnungsbautätigkeit gegenüber dem tiefsten Punkt in der Kurve (2013) um 9,2 % auf 1,54 Mio. Wohnungen erhöht haben, wozu Deutschland, Großbritannien und Schweden den größten Beitrag leisten

Nichtwohnbau: Der Umfang der Nichtwohnbautätigkeiten in Irland soll laut den Prognosen in den Jahren 2016 und 2017 nach mehreren Jahren des Mangels an Nichtwohngebäuden ein außerordentlich hohes Wachstum erfahren. Was die Aussichten für den Zeitraum 2016-2018 anbetrifft, rangieren Ungarn (14 % kumulierter Zuwachs) und Spanien (13,3 % kumulierter Zuwachs) mit reichlich Abstand auf dem zweiten und dritten Platz. EU-Fördermittel werden im Zeitraum 2014-2020 einen großen Einfluss auf die Entwicklung in Ungarn haben, während in Spanien wohl schon allein der Mangel an Kapazitäten und die Erfordernis, die entstehenden Versorgungslücken zu schließen, die Bautätigkeit anregen werden. In Belgien, den Niederlanden und Finnland erwartet man ca. 10 % kumulierten Zuwachs im Bereich der Nichtwohnbauprojekte. In Anbetracht dessen, dass in 14 der 19 Länder für den Zeitraum 2016-2018 ein kumuliertes Wachstum von 5 % oder mehr erwartet wird, werden die Gesamtaussichten für den Markt der Nichtwohngebäude durch Deutschland (18 % des Gesamtmarktes), wo der Umfang des Nichtwohnbaus sich in diesem Zeitraum nur um insgesamt 1,5 % steigern soll, stark getrübt

Tiefbau: Der Tiefbausektor hat in einer Reihe von Ländern aufgrund von Sparmaßnahmen während der Finanzkrise gelitten. Doch nach vielen Jahren des Rückgangs hat der Tiefbau 2014 die Talsohle erreicht (+0,8 %) und konnte 2015 dank eines soliden Zuwachses (+2,9 %) ein Ergebnis von 308 Mrd. € erzielen. Für 2016 wird wieder ein Rückgang des Leistungszuwachses erwartet (+1,5 %), bevor 2017 und 2018 erneut ein Anstieg der Wachstumsraten auf 3 % bzw. 3,8 % zu verzeichnen sein wird. Eine Reihe von Faktoren beeinflussen den Entwicklungskurvenverlauf des Tiefbaus, darunter kontinuierliche Einschränkungen im Bereich der staatlichen Investitionen und strenge Regeln aus Brüssel hinsichtlich der Haushaltsdefizite, Investitionsschübe im Vorfeld von Wahlen (Spanien), ein noch dringlicherer Investitionsbedarf aufgrund der Flüchtlingskrise (Deutschland), ein Mangel an Finanzierungsmitteln auf der Ebene der Kommunal- und Stadtverwaltungen sowie ein langsames und oft verzögertes Anlaufen bestehender staatlicher Finanzierungsprogramme

Einzelne Länder

Das für 2016 erwartete Leistungswachstum der Bautätigkeit um 2,6 % entspricht einem Zuwachs von 36,5 Mrd. €. 2016 sollen die sechs größten Märkte im Bereich der Baubranche1 fast Dreiviertel dieses Wachstums im Euroconstruct-Markt beisteuern, wodurch deren Bedeutung für diesen Markt noch hervorgehoben wird. Die geringsten Beiträge zum Gesamtwachstum werden 2016 von der Slowakischen Republik, Ungarn, Österreich und der Tschechischen Republik geleistet werden, die zusammen nur 2,2 % des Gesamtzuwachses von 36,5 Mrd. € aufbringen werden. Was das Inland anbetrifft, wird für die Baubranche Irlands ein außergewöhnliches hohes kumuliertes Wachstum von 42,5 % in den nächsten drei Jahren erwartet, wenn auch von einem außergewöhnlich niedrigen Niveau ausgehend.

Die 82. Euroconstruct-Konferenz, die den Akzent auf die Aussichten für die europäische Baubranche bis 2019 setzen wird, wird am 24. und 25. November 2016 in Barcelona, Spanien, stattfinden.

Euroconstruct
www.euroconstruct.org
1 Germany, UK, France, Italy, Spain, Poland
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