Ziegler-Jahrestagung 2019 in Berlin

Deutsche Ziegelindustrie blickt optimistisch in die Zukunft

Zu ihrer diesjährigen Jahrestagung trafen sich die deutschen Ziegler vom 22. bis 24. Mai 2019 in Berlin. In zehn, zum Teil parallel abgehaltenen Veranstaltungen, informierten die verschiedenen Verbände und Vereine ihre Mitglieder über das vergangene Jahr sowie aktuelle und zukünftige Themen.

Der Mittwoch startete mit den Mitgliederversammlungen der Arbeitsgemeinschaft Pflasterklinker, des Güteschutz Ziegel, des Keramlabors sowie des Fachverbandes Ziegelindustrie Südwest e.V.

Nord- und süddeutsche Ziegler arbeiten beim Güteschutz Ziegel eng zusammen

Auf der Mitgliederversammlung des Güteschutz Ziegel e.V. begrüßte der neue Vorstandsvorsitzende Ralf Borrmann, Röben Tonbaustoffe GmbH, die rund 45 Teilnehmer mit einem Überblick zum erfolgreichen Geschäftsjahr 2018.

Borrmann sprach seinem Vorgänger Ulrich Strüber seinen Dank für dessen langjähriges Engagement aus. Strüber hatte die Position des Vorstandsvorsitzenden von 2014 bis 2018 inne.

Anschließend informierte Güteschutz-Geschäftsführer Frank Pohle über die Arbeit des Vereins, der zum 31.12.2018 insgesamt 91 Mitglieder hatte. Von diesen stellen 73 % Mauerziegel, -klinker und Pflasterklinker, 17 % Dachziegel und 10 % Sonderprodukte her. 2018 wurden rund 1 000 Zertifikate für Produktprüfungen ausgestellt, davon ca. 800 für Mauerziegel und Klinker. Pohle berichtete über die durchgeführten Informationsveranstaltungen für Qualitätsbeauftragte, die 2018 in Weimar und Würzburg sowie im März 2019 in Weimar stattfanden. Für 2020 sind jeweils ein Workshop in Reinbek (für dichtgebrannte Erzeugnisse) und einer in Nürnberg (für porosierte Produkte) geplant. Ein weiteres Thema war die neue europäische Frostnorm DIN EN 772-22 und ihre Auswirkungen bzw. Anforderungen.

Als Geschäftsführer des Güteschutz Ziegel Süd informierte Christoph Keller seine Mitglieder über aktuelle Entwicklungen. Der Verein betreut derzeit 38 Mitglieder mit insgesamt 42 Werken. Bei seinen 82 Besuchen hat er 587 Formate entnommen, es wurden rund 250 Zertifikate ausgestellt. Keller lobte ausdrücklich die gute Zusammenarbeit mit dem Güteschutz Ziegel.

Megathemen Digitalisierung und Fachkräftemangel betreffen auch Ziegelindustrie

Am Donnerstagmorgen startete dann der Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V. mit seiner Mitgliederversammlung. Stefan Jungk, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Ziegelindustrie, zog in seiner Ansprache ein überwiegend positives Fazit. Der Verband sei in Berlin nun gut aufgestellt, vertrete die Interessen der Ziegelindustrie professionell nach außen und halte die Branche zusammen.

„Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist zur sozialen Frage unserer Zeit geworden. Hier gilt es auf allen politischen Ebenen entschieden gegenzusteuern“, fordert Jungk. Ob das seit Monaten ausstehende Gebäudeenergiegesetz, der Mangel an bezahlbarem Bauland oder der Fachkräftemangel – die Liste der politisch zu lösenden Herausforderungen ist lang und muss endlich energisch angegangen werden.

BV-Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Frederichs freute sich über die positive Entwicklung in allen Produktsparten. „Ob Wand, Dach, Fassade oder Fläche – unsere Produkte sind am Bau gefragt. Vor allem der zuletzt schwierige Dachziegelmarkt verzeichnet einen deutlichen Zuwachs bei Produktion und Ertrag. Im Jahresvergleich konnte der Umsatz spartenübergreifend um 2,3 % gesteigert werden. Angesichts der zahlreichen Bauaufgaben ist von einem positiven Geschäftsjahr 2019 auszugehen.“

Die Verbandsarbeit war im vergangenen Jahr stark geprägt von diversen Produktions- und Nachfragethemen. Insbesondere die Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der Energiewende stand auf der Agenda und konnte mit dem diesjährigen Gast der Jahrestagung, dem Unterabteilungsleiter Klimaschutz im Bundesumweltministerium, Berthold Goeke, intensiv diskutiert werden. „Besonders unsere Studie zu den Potenzialen der Dachsanierung hat für politisches Aufsehen gesorgt“, so Dr. Frederichs. Mehr als zehn Millionen sanierungsbedürftige Dächer bieten ein enormes energetisches, wirtschafts- und beschäftigungspolitisches Potenzial, das es zu heben gilt. Eine klare Absage erteilt die Ziegelindustrie den Plänen einer baden-württembergischen Holzbauoffensive. „Die Landesregierung hat faire Wettbewerbsbedingungen für alle Marktteilnehmer zu schaffen, eine einseitige Förderung lehnen wir entschieden ab“, so Verbandspräsident Stefan Jungk.

Bei der anschließenden Neuwahl des Vorstandes wurden Präsident Stefan Jungk und Vizepräsident Hans Helmut Jacobi in ihren Ämtern bestätigt. Auf Anton Hörl folgt Johannes Edmüller als weiterer Vizepräsident. Dr. Frederichs dankte abschließend nicht nur den Direktmitgliedern und Landesverbänden für die gute Zusammenarbeit, sondern auch seinem Team für eine hervorragende Arbeit in Berlin.

Arge Mauerziegel verstärkt Öffentlichkeitsarbeit

Auf der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft Mauerziegel wurden die aktuellen Schwerpunkte in Bauphysik und Statik sowie diverse Normungs- und Forschungsvorhaben der Branche vorgestellt. Der Vorsitzende Clemens Kuhlemann berichtete zudem über den Kampagnenauftritt von Lebensraum Ziegel (LRZ) im Jahr 2018. Mit der Herausgabe sowohl eines Architekten- als auch eines Bauherrenmagazins und der Erarbeitung von Anforderungsdokumenten ist es gelungen, den Ziegel noch stärker als modernen und nachhaltigen Baustoff zu positionieren. Im Rahmen einer Pressereise nach Lübeck und Hamburg konnten mehr als 20 Fachjournalisten von der Vielfalt des Ziegels überzeugt werden. Auch die Netzwerkveranstaltung „Baumeister nach 8“, die direkt in Architekturbüros durchgeführt wurde, stieß auf große Resonanz.

Zu den Projekten 2019 zählt unter anderem die neue Softwareversion Modul Schall 4.0, die mittlerweile kostenfrei erhältlich ist. Mit 100 teilnehmenden Architekten ist auch der erste LRZ-Mauerwerkstag in Stuttgart als neues Veranstaltungsformat umgesetzt worden. Als Ziele für 2020 definierte Kuhlemann eine effiziente Pressearbeit, ein gezieltes Gattungsmarketing, verschiedene Veranstaltungsformate und die Ausdehnung der Social-Media-Aktivitäten.

Fritz-Höger-Preis 2020 wirft seinen Schatten voraus

Das beherrschende Thema bei der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft Zweischalige Wand e.V. war die Vorbereitung der Fritz-Höger-Preis-Verleihung 2020.

Mit 604 Einreichungen aus 26 Ländern hatte sich die Einreichungsquote 2017 im Vergleich zur Verleihung 2008 nahezu verdoppelt (damals 322). Für die große und weiterhin sehr gefragte Wanderausstellung werden noch Sponsoren gesucht, um die Nachfrage der Hochschulen decken zu können. Der Vorsitzende Ernst Buchow appellierte an die Mitglieder, Patenschaften für einzelne Ausstellungen zu übernehmen. Für die anstehende Verleihung 2020 sind die Mitglieder in der Diskussion, wie den ständig steigenden Einreichungszahlen und damit auch zunehmenden Kosten begegnet werden kann. Fördermitglieder wie der Gebäudetechnik-Hersteller Jung und der System-Baustoffproduzent quick-mix unterstützen die Initiative Zweischalige Wand – Bauen mit Backstein seit Anfang 2019 dabei. Über die erfolgreiche Kommunikationsplattform, dem Magazin „Vorteile“, gelingt es, ausgewählte Projekte in der Architekturszene bekannt zu machen.

Mit dem wiedergewählten Ernst Buchow als Vorsitzenden und seinem Stellvertreter Eckard Linow startet der Verein nun in die heiße Phase des nächsten Fritz-Höger-Preises.

Von A wie Architektur, bis Z wie Ziegel-Zentrum

Die Mitgliederversammlung des Ziegel-Zentrums Süd eröffnete der Vorsitzende, Martin Schmid, indem er auf aktuelle Schwerpunkte des 19 Mitglieder zählenden Vereins einging. Geschäftsführerin Waltraud Vogler stellte im Anschluss in einer umfangreichen ‚Bildershow‘ die Vielfalt der eingereichten Projekte des Deutschen Ziegelpreises vor und skizzierte damit auch das bestehende (deutschlandweite) Netzwerk gerade mit Architektur-Lehrstühlen und Architekturbüros. Der Deutsche Ziegelpreis ist 2019 erneut verliehen worden. Auch die regelmäßig durchgeführten Professoren-Exkursionen stehen für die enge Anbindung an die Architektenszene. Synergieeffekte werden zunehmend stärker mit der Initiative Lebensraum Ziegel genutzt, z.B. bei der Organisation der Pressereise.

Bayerischer Ziegelindustrieverband mit neuer Führungsspitze

Traditionell schloss mit der Mitgliederversammlung des Bayerischen Ziegelindustrieverbandes (BZV) die Jahrestagung. Auch die Ziegler in Bayern stellten sich für die Zukunft neu auf und demonstrierten mit der Wahl eines neuen Vorstandes und der einstimmig angenommenen neuen Beitragsordnung eine große Geschlossenheit.

Mit Johannes Edmüller, Schlagmann Poroton, wählte der Verband einen neuen Präsidenten. Dieser dankte seinem Vorgänger im Amt, Anton Hörl, herzlich für die von ihm geleistete Arbeit. Hörl, der seit 2002 Vorstandsmitglied und seit 2012 Präsident des BZI war, habe viel Zeit und Herzblut in die Verbandsarbeit gesteckt. Einen Wechsel gibt es auch in der Geschäftsführung des BZI. Manfred Zehe, der seit 1987 der Bayerischen Ziegelindustrie treu und seit 1996 Geschäftsführer des Verbandes ist, gibt den Staffelstab an Yves Knoll weiter, der bereits seit einigen Jahren die Geschicke des Verbandes mitgestaltet. Hörl würdigte die Arbeit von Manfred Zehe, der viel für die bayerische Ziegelindustrie erreicht habe und schloss mit den aussagekräftigen drei Worten „Zehe ist Ziegel!“

Edmüller betonte, dass der Verband nicht nur die Traditionen hochhalte, sondern auch offen für Neues sei. Die Neuausrichtung des Verbandes gerade in der regionalen Lobbyarbeit mit diversen Veranstaltungen, Gesprächen und PR-Arbeit vor Ort zeige ihre Wirkung. Durch die Kooperation mit dem Bayerischen Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden könnten zudem umfangreiche Ressourcen, etwa zur Rohstoffpolitik, genutzt und Kräfte gebündelt werden.

Nur gemeinsam ist die Ziegelindustrie stark

Beim gemeinsamen Festabend im Spreespeicher Berlin, einem historischen Ziegelgebäude, dankte Stefan Jungk als Präsident des Ziegelverbandes den ausscheidenden Vorstandsmitgliedern und hauptamtlichen Mitarbeitern. Anton Hörl und Thomas Thater scheiden nach 7, bzw. 10 Jahren aus dem Vorstand des Bundesverbandes aus. Hans Helmuth Jacobi hat nach über drei Jahrzehnten den Staffelstab als Vorsitzender des Sozialpolitischen Ausschusses weitergereicht, wird aber im Verbandsvorstand weiterarbeiten. Ulrich Strüber hat nach 14 Jahren – mit Eintritt in den Ruhestand – den Vorsitz des Dachziegelausschusses abgegeben. Auch für Hans Peters, Mein Ziegelhaus, war die Jahrestagung die letzte im offiziellen Amt. Er wird der Branche aber sicherlich noch weiter verbunden bleiben.

Jungk zeigte sich überzeugt, dass die Ziegelindustrie die Herausforderungen des Wohnungsbaus lösen kann: „Wir werden gebraucht, weil wir die Antworten für ein bezahlbares und nachhaltiges Bauen der Zukunft haben.“ Der Präsident begrüßte ausdrücklich die Bemühungen der Ziegelindustrie, sich dem Thema „CO2-Minderung“ zu widmen. Einzelne Forschungsprogramme werden gerade hierzu aufgelegt. Viele Ziegler arbeiten an dem Thema. Jungk sieht dies aber als eine Gemeinschaftsaufgabe von allen: „Dafür brauchen wir starke Ziegler und einen starken Verband. Wir alle wissen, dass wir nur gemeinsam die großen Herausforderungen für unsere Industrie lösen können.“

Anton Hörl rief seine jungen Zieglerkollegen dazu auf, Zuversicht, Mut und Optimismus zu zeigen: „Es lohnt sich, für unser Produkt zu kämpfen!“

Ausblick

Die nächste Mitgliederversammlung des Bundesverbandes ist für den 18./19. Juni 2020 in Berlin geplant. Sie wird gemeinsam mit dem TBE-Kongress veranstaltet, der 2020 vom Bundesverband organisiert wird. Dazu sind alle Ziegler Deutschlands sowie die Europas, herzlich eingeladen.

Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V.
www.ziegel.de
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