KNB – Vereniging Koninklijke Nederlandse Bouwkeramiek

KNBs Technologie-Roadmap 2030: Ein wichtiges Instrument für die niederländische Keramikindustrie

Autor: Niels Bijleveld MSc

Die niederländische Industrie für Ziegel, Dachziegel, Wand- und Bodenfliesen steht derzeit vor vielen Herausforderungen im Hinblick auf die Dekarbonisierung, während sie gleichzeitig mit ständig steigenden Emissionsreduktionszielen sowohl der Regierung als auch der EU konfrontiert ist. Die Ungewissheit, die CO2-Emissionen schnell reduzieren zu müssen oder mit hohen Kohlenstoffpreisen und höheren Produktionskosten konfrontiert zu werden, hat zu einem notwendigen Branchenleitfaden geführt, um dieses Problem zu entschärfen: eine umfassende Technologie-Roadmap, die den Anforderungen der Energiewende gerecht wird und zu einer nachhaltigen Gesellschaft beiträgt.

Die niederländische Technologie-Roadmap 2030 zielt darauf ab, sowohl den Mitgliedern der Branche als auch externen Interessenvertretern, wie z. B. politischen Entscheidungsträgern, Orientierung und Einblicke in die Machbarkeit verschiedener Technologien zur Dekarbonisierung der Baukeramikindustrie zu geben. Sie umfasst verschiedene Nachhaltigkeitsstrategien, die erforscht, getestet, demonstriert und höchstwahrscheinlich auch umgesetzt werden müssen. So werden beispielsweise definierte und laufende Forschungsarbeiten Aufschluss darüber geben, ob Wasserstoff in der Keramikproduktion tatsächlich als Ersatz für Erdgas verwendet werden kann. Das gleiche Interesse gilt der Verwendung von Mischungen aus Wasserstoff, (Bio-)Gas oder elektrischer Energie in Produktionsprozessen. Es wird also noch viel Pionierforschung nötig sein, um Antworten auf solche Ungewissheiten zu finden und erfolgreiche Alternativen für den Aufbau einer nachhaltigeren Keramikindustrie zu entdecken.

Unwägbarkeiten der künftigen Energieinfrastruktur

Aber selbst wenn die Industrie in der Lage ist, potenzielle Technologien für ihre Dekarbonisierung zu bestimmen, ist sie auch mit Unwägbarkeiten wie der (Un-)Verfügbarkeit der künftigen Energieinfrastruktur konfrontiert. Wenn eine “Wasserstoffwirtschaft” mit den keramischen Produktionsprozessen vereinbar ist, wird dann Wasserstoff rechtzeitig und in den richtigen Mengen, zu den richtigen Preisen und in der richtigen Qualität an den meist in ländlichen Gebieten der Niederlande gelegenen Standorten verfügbar sein? Solche externen Effekte müssen von der Regierung und den Netzbetreibern angegangen werden. Die Technologie-Roadmap könnte dann auch als hilfreiches Instrument genutzt werden, um in naher Zukunft zu Recht neue spezifische Energieinfrastrukturen zu fordern. Ein Prozess, der derzeit in den Niederlanden im Gange ist.

In der Zwischenzeit arbeitet die Industrie an der Dematerialisierung verschiedener keramischer Produkte sowohl in vorgefertigten Produkten als auch in Bautechniken vor Ort. Dadurch verlagert sich die Funktion von Ziegeln von einer tragenden Wand zu einer Außenverkleidung mit hohen ästhetischen Eigenschaften für den Endverbraucher, während gleichzeitig die CO2-Emissionen pro m2 Fassade für die Keramikproduktionsanlagen sinken.

Neben der Beseitigung von Unsicherheiten bei den Produktspezifikationen und den Produktionsprozessen in den Fabriken durch die Einführung neuer nachhaltiger Technologien wird in den nächsten Jahren auch die Frage der rechtzeitigen Dekarbonisierung ein Thema sein. Die Kohlenstoffpreise, sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene (!), steigen rapide an und werden in naher Zukunft zu sehr hohen Produktionskosten führen. Durch die Erprobung der verschiedenen Alternativen der Technologie-Roadmap und die Transparenz der (Zwischen-)Ergebnisse sollten jedoch alle Interessengruppen in der Lage sein, die Dekarbonisierungsbemühungen der keramischen Industrie zu berücksichtigen.

Wichtiges Instrument zur Dekarbonisierung

Die niederländische Keramikindustrie wird vor allem von Nichtregierungsorganisationen aus dem Bereich Natur- und Umweltschutz geschätzt, die die positiven Auswirkungen des Tonabbaus auf die Umwelt und die Natur sowie die anschließende umweltfreundliche Wiederherstellung der Landschaft verstehen. Dies wiederum führt zu einem besseren Hochwasserschutz, einer besseren Wasserbewirtschaftung, der Schaffung von Lebensräumen für Wildtiere und zu neuen Kohlenstoffsenken. Diese Vorteile werden von den politischen Entscheidungsträgern oft übersehen, werden aber zu neuen Umwelt- und Wasserwirtschaftsproblemen in den Niederlanden führen, sobald der Tonabbau eingestellt wird.

Bei Bedarf kann die Technologie-Roadmap auch dazu dienen, den Bedarf an zusätzlicher Unterstützung durch die Regierung (oder die EU) zu erläutern und zu rechtfertigen, und zwar in Form von Ressourcen, spezifischen Subventionen, Ausnahmeregelungen oder anderen Formen der Politik für die “grüne Industrie”. Da die Technologie-Roadmap viele Unwägbarkeiten der niederländischen Keramikindustrie ausräumen könnte, wird sie wahrscheinlich zu einem wichtigen Instrument werden, um die Herausforderungen der Energiewende und der Dekarbonisierung zu bewältigen.

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