Lingl – Member of Schug Group

Kontinuierlich dran an den Themen der Keramikbranche

Kurzbeschreibung der Schug Group

Die Unternehmen der Schug Group, zu der u. a. Lingl Anlagenbau GmbH, Lippert GmbH & Co. KG sowie TRAFÖ Lagersysteme GmbH & Co. KG gehören, ergänzen sich in hervorragender Weise und bieten mit ca. 1.000 Beschäftigten Kunden Lösungen zur erfolgreichen Umsetzung ihrer Problemstellungen mit zukunftsfähigen Innovationen an.

Entwicklung der Schug Group

Im Jahr 2017 wurde die Schug Group gegründet. Wesentliches Gruppenmitglied war Lippert (spezialisiert auf Fördertechnik und Feinkeramik). Die Gruppe wurde im Jahr 2021 durch den Zukauf von Trafö (Fördertechnik) erweitert und durch die LINGL Anlagenbau GmbH (Spezialist in der Grobkeramik) weiter diversifiziert.

Im Interview spricht Herr Hubert Schug, CEO/GM der Gruppe, über die aktuellen Ergebnisse und zukünftigen Ziele seiner Unternehmen.

Herr Schug, wie hat sich Lingl seit der Übernahme durch die Schug Group entwickelt?

Hubert Schug: Insgesamt sehr positiv, die Entwicklung zeigt definitiv in die richtige Richtung. Die Auftragslage ist trotz der hinlänglich bekannten, schwierigen äußeren Umstände sehr gut. Die aktuellen Herausforderungen liegen in den gestörten Lieferketten, steigenden Material- und Energiekosten sowie in der allgemeinen Versorgungslage. Diesen stellen wir uns mit hoher Effizienz in unseren Betriebsabläufen und flexiblen Lösungsansätzen. Gleichzeitig haben wir die Zusammenarbeit mit unseren regionalen und internationalen Zulieferern deutlich ausgebaut. Zudem schließen wir aktiv strategische Partnerschaften.

Welche Strategien oder Maßnahmen werden auf der Grundlage Ihres Geschäftsplans umgesetzt, um die weitere Entwicklung und das Wachstum von Lingl zu gewährleisten?

HS: Der wesentliche Faktor für die weitere Entwicklung und das Wachstum von Lingl ist das durch die Gruppenzugehörigkeit abgesicherte finanzielle Fundament. Damit ist für Lingl ein dauerhafter Geschäftsbetrieb gesichert!

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die betrieblichen Abläufe, insbesondere die der Produktion effizienter und moderner gestaltet wurden. Aufgrund der verbesserten internationalen Präsenz konnten wir die Kapazitäten in den zurückliegenden 18 Monaten sehr gut auslasten.

Internationalität und der damit verbundene Eintritt in neue Märkte sind ein weiteres Kernthema der Lingl-Strategie. Die dazu notwendigen Entwicklungen von neuen Produkten und Anlagenkonzepten werden auf der Basis der eingetretenen wirtschaftlichen Gesundung vorangetrieben.

Mit einer Investitionssumme von 9 Millionen Euro innerhalb der nächsten fünf Jahre werden die langfristige Entwicklung und das Wachstum von Lingl gesichert.

Die internationalen Krisen, speziell die Themen rund um die Energieversorgung beanspruchen natürlich unsere ganze Kraft … dennoch gilt für uns: „Jede Krise birgt auch eine Chancen.“ Mit Innovationen und Kundenorientierung gehen wir gestärkt in die Zukunft.

Es ist auch unser Ziel, laufend engagierte und motivierte Mitarbeiter zu gewinnen, die bei Lingl einen sicheren und modernen Arbeitsplatz vorfinden.

Welche Ergebnisse hat Lingl im vergangenen Jahr erzielt und was erwarten Sie nach den ersten zehn Monaten des Jahres 2022?

HS: Wir haben bereits im ersten Jahr trotz der schwierigen allgemeinen Umstände und trotz der notwendigen Anlaufphase ein positives Ergebnis erzielen können. In den ersten 10 Monaten im Jahr 2022 liegen wir nach Umsatz und Ergebnis voll im Plan.

Auf welchem geografischen Markt ist Lingl am stärksten vertreten? Wie schätzen Sie den Markt allgemein ein?

HS: Derzeit sind die stabilsten Absatzmärkte sicherlich die DACH-Region sowie die Benelux-Staaten, USA und UK. In diesen Regionen wurden in den letzten 18 Monaten zahlreiche Aufträge generiert und mit hoher Kundenzufriedenheit umgesetzt. Neben vielen in Betrieb genommenen Neuanlagen ist es uns auch gelungen, das Servicegeschäft nicht nur zu reaktivieren, sondern auszubauen.

Basierend auf fundierten Marktanalysen und in Zusammenarbeit mit Verbänden wie z. B. dem vbw, der Vereinigung für Bayerischen Wirtschaft arbeiten wir daran, weitere Regionen und Märkte zu erschließen und unsere Präsenz zu intensivieren, insbesondere im Nahen Osten, Türkei und deren Anrainerstaaten.

Natürlich haben die geopolitische Lage und die Instabilität an den Finanzmärkten Auswirkungen auf unseren Geschäftsbetrieb.

Negative Entwicklungen bei Produktions- und Lieferfähigkeit sowie bei der Verfügbarkeit von Energie mit Konsequenzen auf unsere Kunden und somit auf die Marktentwicklung konnten wir durch schnelles und konsequentes Handeln jedoch gut abfedern.

Aktuell ist unser Markt geprägt von dem Zwang auf die Ziegelindustrie, sich stärker denn je den Themen Ressourceneffizienz, Klimaneutralität und Energieeinsparungen zu stellen. Dies sind momentan die absoluten Top-Themen in der Branche.

Gerade deshalb ist es essenziell, über „Dekarbonisierung“ nicht nur zu sprechen, sondern unseren Kunden Hilfestellung und Lösungen bei der Energieeinsparung zu geben. Dies durch technologische Innovationen und neue marktspezifische Produktions- und Anlagenkonzepte. Dies sichert über Wettbewerbsvorteile den Erfolg unserer Kunden und damit auch unseren Erfolg.

An welchen technologischen Innovationen arbeitet Lingl?

HS: Der erste Schwerpunkt liegt wie schon gesagt, auch weiterhin darin, unseren Kunden zu helfen, ihre Produktion leistungs- und energieeffizient zu betreiben. Dies erfolgt durch Entwicklung neuer intelligenter Maschinen- und Anlagenkonzepte. Als Beispiel zur Effizienzsteigerung kann ich u. a. unseren digitalen Zwilling nennen.

Industrie 4.0 und digitaler Zwilling sind in aller Munde; bei uns hilft der digitale Zwilling bei der Anlagenbedienung und bei der schnellen Fehlerfindung im Störfall sowie bei der Ersatzteilsuche. Dies führt zu einem verbesserten, kontinuierlichen Betrieb der Anlage, was insbesondere dem energieintensiven Trockner und Ofen auch zu einem energieeffizienteren Betrieb verhilft.

Der zweite Schwerpunkt unserer derzeitigen Entwicklung von Produkten zur kontinuierlichen Verbesserung der Energiebilanz liegt auf der Substitution von Erdgas als Energieträger. Aktuell stellen wir fünf unserer Brennertypen auf einen hundertprozentigen Wasserstoffbetrieb um; wir werden aber auch die Möglichkeit eines Mischbetriebs Erdgas/Wasserstoff anbieten. Die ersten Tests hierzu sind Anfang 2023 geplant, damit wir Mitte 2023 ein marktreifes Produkt vorweisen können. Neben Wasserstoff als Brennstoff werden unsere Brenner auch auf weitere alternative Brennstoffe wie Holz-, Biogas oder Deponiegas umkonstruiert.

Die Ukraine-/Erdgaskrise hat dazu geführt, dass wir auch ein erstes Projekt zur Umstellung einer Erdgas-Brennanlage auf Flüssiggas (LNG) realisiert haben.

Die Frage lässt sich also so beantworten, dass die Schwerpunkte unserer aktuellen Entwicklung in Prozessoptimierungen, Energieeinsparungen und dem Einsatz von alternativen Brennstoffen (zu Erdgas) liegen.

Welche Technologien oder Upgrades bietet Lingl ihren Kunden speziell zum Thema CO2-Reduktion und Energieeffizienz?

HS: Anknüpfend an das zuvor gesagte, hat Lingl eine Vielzahl von weiteren Lösungsangeboten. Beginnend mit verbesserten Abdichtungen und Isolierungen für bestehende Tunnelöfen und Tunnelofenwagen bieten wir auch Umbaukits zu Isolierung der Brenneranlagen an. Zusatzheizungen, die auf den Trocknungsanlagen zum Einsatz kommen, können mittlerweile durch Elektroheizungen ersetzt werden.

Weiterhin offerieren wir auch Lösungen zur Temperatur-Vergleichmäßigung durch
Heißluft-/ Heißgasumwälzungen an. Dies führt zur Reduzierung der Garbrandtemperatur und damit zu Einsparung von Brennstoff und somit von CO2.

Ein vor kurzem über ein BMWK-Förderprojekt entwickelter Erdgasbrenner zur Nutzung der Verbrennungsluft aus dem Ofen-Brennraum bewirkt im Einzelfall eine Energieeinsparung von bis zu 30 Prozent.

Eine weitere Option stellen Luftwärmetauscher dar, welche Energie aus Abgas und Abluft entziehen, um diese im Produktionsprozess an ­anderer Stelle wieder zu verwenden.

Neben Upgrades zum Einsatz von energiesparenden Betriebsmitteln (z.B. Energiesparmotoren) entwickelt Lingl auch ein Prozessleitsystem für Trockner und Ofen zur Nachrüstung, welches gekoppelt mit der Produktionsplanung eine energieoptimierte Trocken- und Brennkurvensteuerung erlaubt. Auch damit kann der CO2-Ausstoss signifikant reduziert werden.

Viele dieser Upgrades sind zwar nicht neu, lassen sich aber durch die stark gestiegenen Energie- und CO2 -Kosten heute viel besser wirtschaftlich darstellen.

Die oben beschriebenen verschiedenen Lösungsansätze und deren Wirtschaftlichkeit können im Rahmen von Vor-Ort-Prozessanalysen erarbeitet werden. Dies bieten wir als Serviceleistung an.

Was können wir in naher Zukunft von Lingl erwarten?

HS: Lingl steht auf dem starken Fundament der Schug Group und wird als dauerhafter und solider Partner für Hightech Produkte in der Branche international aufgewertet! Mit dem bestehenden Knowhow sowie unseren technologischen Innovationen sind wir bereit für die Zukunft!

Bei der großen Aufgabe der Dekarbonisierung der Keramikindustrie wird Lingl mit dem Mix aus motivierten jungen, aber auch langjährig erfahrenen Mitarbeitern eine aktive Rolle übernehmen.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Schug.

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