Einweihung des neuen Verwaltungsgebäudes

60 Jahre Institut für Ziegelforschung (IZF)

Am 22. Mai feierte das IZF mit rund 60 geladenen Gästen sein 60-jähriges Jubiläum nach. Da es am 24. Juli 1952 als Prüf- und Forschungs­institut für Ziegeleierzeugnisse Essen-Kray e.V.gegründet worden war, stand das Ereignis eigentlich schon 2012 an. Im letzten Jahr war aber der Neubau des Verwaltungsgebäudes in vollem Gange, deshalb nutzte man nun die Fertigstellung und den Einzug in das neue Gebäude, um sowohl Geburtstag als auch Einweihung zu feiern.

Institutsleiter Dr. Ullrich Knüpfer freute sich, unter den zahlreichen Gästen Helmuth Jacobi, Präsident, und Martin Roth, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Ziegelindustrie e.V., sowie den Vorstandsvorsitzenden des IZF Rüdiger Sattler begrüßen zu können. Sein Gruß galt auch Dr.-Ing. Burkhard Schmidt, Geschäftsführer Industrielle Gemeinschaftsforschung der AiF, und Dr. Oliver K.-F. Klug, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e. V. (AGAD) sowie natürlich allen Vorständen, Mitgliedern und weiteren Gästen.

Helmuth Jacobi stellte in seiner Begrüßungsansprache die enge Zusammenarbeit zwischen IZF und Zieglern zum Wohl der deutschen Ziegelindustrie heraus und ging auf die Entwicklung des Institutes in den letzen 60 Jahren ein – vom Forschungsinstitut der nordrhein-westfälischen Ziegler bis hin zur weithin anerkannten Institution in der Grobkeramik. Bedeutende Highlights in der Entwicklung und Optimierung der Ziegel basierten auf Forschungsergebnissen des IZF. Dazu gehören die in Essen erarbeiteten Frostprüfmethoden, z.B. Essen II für Vormauerziegel und D/70 für Dachziegel, und die Entwicklung des Gitterziegels, die der Ziegelindustrie und den von ihr produzierten Erzeugnissen damals einen großen Schub nach vorn gaben. Ein weiteres herausragendes Projekt war die Entwicklung der Plankenziegel, die sich leider nicht am Markt durchsetzen konnten, vielleicht auch, weil sie ihrer Zeit voraus waren. In den letzten Jahren habe die Ziegelindustrie eine schwere Zeit durchgemacht, da das Bauen von Wohnraum nicht die Bedeutung hatte, die nötig gewesen wäre. Dem von der Bundesregierung vertretenen Slogan „Deutschland ist ­gebaut“ steht heute ein zunehmender Wohnungsmangel in Ballungsgebieten gegenüber, sodass Bauen wieder zum Thema wird. Die Ziegelindustrie mit ihren werthaltigen Produkten könne einen Anteil am Wiederaufschwung haben, brauche dafür aber gemeinschaftliche Aktionen, Forschung und Bildungsaktivitäten, betonte der Verbandschef. Das Institut ist mit der Industrie durch diese schwierigen Jahre gegangen und hat nun gute Chancen, an der positiven Entwicklung teilzuhaben.

Der IZF-Vorstandsvorsitzende Rüdiger Sattler freute sich besonders, den Hauptgeschäftsführer der AiF als Gast und Redner begrüßen zu können, da die AiF mit ihren Programmen die Gemeinschaftsforschung in der Ziegelindustrie immer unterstützt hat. Er rief seine Zieglerkollegen auf, ebenfalls Mitglied des IZF zu werden, da eine Investition in die Forschung immer auch eine in die Zukunft bedeute.

Michael Ruppik gab anschließend, als einer der für den Bau Verantwortlichen, einen kurzen Überblick über die Entstehung des neuen Gebäudes. Als Forschungsinstitut der Ziegelindustrie hat man natürlich, mit tatkräftiger Unterstützung vieler Ziegler, ein Ziegelhaus errichtet. Die Außenwände sind aus 36,5 cm gefüllten hochwärmedämmenden Hintermauerziegeln erstellt und verputzt. Die Giebel bestehen aus einer 24erZiegelwand, mit Isolierung und einer hinterlüfteten Vormauerklinkerfassade. Die Innenwände wurden aus 24er-Ziegeln errichtet und der Rest des Gebäudes in Leichtbauweise erstellt. So ist man sehr flexibel für eventuelle zukünftige Raumänderungen. Natürlich zeigen die verwendeten Dachziegel, für welche Industrie man hier arbeitet. Neben den Sachleistungen der Ziegler gab es auch Unterstützung beim Entwurf, der Statik- und Wärmeschutzberechnung, u.a. »1 zeigt einen Überblick der Firmen, die den Neubau des Ziegelhauses mitunterstützt haben.

Beim anschließenden gemeinsamen Lunch hatten die Teilnehmer dann Gelegenheit zum Fachsimpeln und auch, um alte Erinnerungen auszutauschen.

IZF – Ziegelindustrie – ­Gemeinschaftsforschung

Unter diesem Motto eröffnete Martin Roth den Vortrags-Themenkomplex mit einem Überblick:„Deutsche Ziegelindustrie – aktuelle ­Situation und zukünftige Herausforderungen“. Gab es Anfang der 1950er-Jahre, in der Gründungszeit des IZF, noch rund 1 800 Ziegeleien, sind es heute noch etwa 85 selbstständige Unternehmen mit rund 8 000 bis 8 500 Beschäftigten. Dieser Niedergang hatte natürlich auch Folgen für das Institut, da damit potenzielle Auftraggeber verschwanden. Roth sieht im Klimaschutz und der Energie- sowie Ressourceneffizienz die größten Herausforderungen für die Ziegelindustrie, deren Herstellungstechnologien sich seiner Meinung nach in den nächsten 20 Jahren ändern werden. Für die Mauerziegelproduzenten gehört die Verschärfung der EnEV und für die Dachziegelindustrie der zunehmende Anteil an Photovoltaik- und Solarthermieanlagen auf dem Dach zu den wichtigsten Aufgaben, die gelöst werden müssen. Es sei sehr wichtig, sich verstärkt um die Architekten zu kümmern, um den Baustoff Ziegel wieder intensiver in den Fokus zu rücken.

In seiner sehr informativen und auch amüsanten Rede erinnerte Karl-Heinz-Brakemeier, Keratek GmbH, an „Die Institutsgeschichte des IZF“, die mit einer mobilen Forschungs- und Prüfstelle, am 9. März 1950 in Betrieb genommen, begann. Vieles hat sich seitdem geändert, in den 1950er-Jahren kamen z.B. noch rund 1 000 Ziegler zu den „Zieglertagen“ nach Essen. Waren in der Blütezeit, den 1970er-Jahren, 55 Personen beschäftigt, sind es heute noch 17 zuzüglich drei Mitarbeiter in der QsM. Unter der Leitung von Dr.‑Ing. Karsten Junge hat sich das Institut sehr intensiv u.a. mit den Themen „Niedrigenergietrocknung“ und „Senkung des Energieeinsatzes“ beschäftigt und neue Erkenntnisse gewonnen.

Über die „Grundlagenforschung des IZF als Basis für eine erfolgreiche industrielle Forschung“ berichtete Prof. Dr.-Ing. Eckehard Specht, Otto-von-Guericke-­Universität Magdeburg. Ein Highlight sind für ihn die im IZF durchgeführten Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet der Trockneroptimierung und die Entwicklung von Modellprogrammen dazu. Auch die Reduzierung des Energiebedarfs beim Brand sei ein weiteres bedeutendes Forschungsthema. Er gab an, dass beim Gegenlaufofen im Vergleich zum traditionellen Tunnelofen eine Energieeinsparung von ca. 47 % möglich sei. Für Specht sind die aktuell verwendeten Herstellungsverfahren weitestgehend ausgereizt, weitere Energieeinsparungen seien nur mit neuen Technologien möglich. Das IZF hat das Potenzial dazu, einen grundlegenden Beitrag bei der Entwicklung dieser neuen Verfahren zu leisten.

Frank Appel, Hans Lingl Anlagenbau und Verfahrenstechnik GmbH & Co. KG, erinnerte in seinem Vortrag „Interessantes aus der Zusammenarbeit zwischen Lingl Anlagenbau und IZF“ an die enge Verbindung, die sein Onkel Hans Lingl jun. insbesondere zu Dr. Junge hatte. Hauptsächlich bei den Schwerpunkten Trockner und Ofen gab es einen regen Erfahrungsaustausch zwischen den beiden. Appel, der seit 1998 im Unternehmen tätig ist, pflegt diese intensive Verbindung zum IZF weiter. Viele Forschungsergebnisse des Institutes wurden bei Lingl in der Praxis erprobt und getestet, von der Energieeinsparung bis hin zur Verfahrenstechnik, aber auch Themen wie Roh- und Baustoffoptimierung gehören dazu. Diese enge Symbiose zwischen dem Anlagenbauer und dem Forschungsinstitut hat zu vielen Verbesserungen der Technik geführt. Das neueste Projekt, bei dem eine enge Zusammenarbeit stattfindet, ist der Einsatz von ORC-Anlagen in der Ziegelindustrie.

Dr.-Ing. B. Schmidt, AiF, stellte die „Industrielle Gemeinschaftsforschung – Innovation aus Tradition“ vor. Die 1954 gegründete AiF ist mit dem IZF gemeinsam einen langen Weg gegangen. Heute umfasst das Innovationsnetzwerk rund 100 Mitglieder von A wie Asphalt bis Z wie Ziegel, d.h. rund 50 000 Unternehmen, davon mehr als 90 % KMUs. 190 000 Forschungsprojekte wurden bisher auf den Weg gebracht und 9 Mrd. € öffentliche Fördergelder eingesetzt. Zwischen 2008 und 2012 hat die AiF 38 Forschungsvorhaben der Ziegelindustrie genehmigt, davon hat das IZF 36 alleine oder auch im Verbund mitbearbeitet. Elf Projekte haben sich mit den Themen „Mauerwerk, Standsicherheit, Erdbeben- und Wind­belastung“ befasst, 15 waren den Schwerpunkten „Trocknen und Brennen“, acht der „Energieeffizienz“ und vier „Schallschutz und Wärmedämmung“ gewidmet.

Mitgliederversammlung

Am Nachmittag wurden dann auf der Mitgliederversammlung die Weichen für die kommende Zeit gestellt. Institutsleiter Dr. Knüpfer gab einen Überblick über das vergangene Jahr und berichtete über die schwierige Situation, geeignetes Fachpersonal zu finden. Mitte letzten Jahres wurde ein junger Ingenieur eingestellt, weitere Forschungsingenieure werden gesucht, um die anstehenden Forschungsarbeiten durchführen zu können. Dem Verein gehören aktuell 22 Firmen an, wei­tere neun Firmen aus dem Bereich des Anlagenbaus sind über die Forschungsvereinigung der Keramik-Anlagenbauer Mitglied. Das IZF ist jederzeit offen für neue Interessenten.

Anett Fischer

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