Kreislauffähiges Mauerwerk wird massentauglich
Allgemeine Bauartgenehmigung für Lehmsteinmauerwerk imDünnbettverfahren gemäß DIN 18940 für Gebäudeklasse 4 20.05.2025
Tragendes Lehmsteinmauerwerk (DIN 18940)
Bauen mit Lehm gilt als eine der ressourcenschonendsten und energieeffizientesten Bauweisen. Mit der DIN 18940, die 2023 in Kraft trat, wurde erstmals eine normierte Grundlage für tragendes Lehmsteinmauerwerk bis vier Geschosse geschaffen. Bislang war allerdings nur das Mauern mit kleinformatigen Lehmsteinen im zeitaufwendigen Dickbettmörtelverfahren zugelassen.
Mit der jetzt erteilten allgemeinen Bauartgenehmigung an GIMA ist das tragende Mauern mit großformatigen Lehmsteinen im Dünnbettverfahren erstmals offiziell möglich. „Wir sparen dadurch mehr als ein Drittel der kostenintensiven Arbeitszeit gegenüber dem Mauern mit Lehmsteinen im Dickbettmörtelverfahren. Das macht Mauerwerk aus Lehm wirtschaftlich konkurrenzfähig und beweist, dass Lehmbaustoffe heute als praxisgerechte Industrieprodukte auf Augenhöhe mit konventionellen Materialien stehen können“, sagt Maximilian Breidenbach, Leiter des Geschäftsbereichs Produktion & Unternehmensentwicklung bei ClayTec.
Wohngesund, nachhaltig, vollständig recyclebar
Lehm besteht aus Ton, Kies, Sand und Schluff und ist mit dem geeigneten Anteil von Wasser als plastische Masse leicht zu verarbeiten. Als Baustoff erfüllt Lehm höchste ökologische und baubiologische Anforderungen: Er ist örtlich verfügbar, schont Ressourcen und kann zu 100 Prozent recycelt werden. In der Herstellung benötigt Lehm wenig Energie, da er nicht gebrannt werden muss.
Hinzu kommt, dass Lehm entscheidend das Raumklima verbessert: Er sondert keine Schadstoffe ab und durch Aufnahme und Abgabe von Wasserdampf reguliert er Luftfeuchtigkeit auf natürliche Weise. Zudem bietet Lehm durch seine Masse gute Schalldämmung und wärmespeichernde Eigenschaften.
CO2-neutrale Produktion der Lehmziegel
Bei der Formgebung der Lehmhochlochziegel orientiert sich GIMA an den üblichen Mauerziegel-Formaten, so dass zur Herstellung die bestehenden Produktionsstraßen der Mauerziegelproduktion genutzt werden. Nach der Formgebung trocknen Lehmziegel bei ca. 80°C in den Trockenkammern, der nachfolgende Brennprozess entfällt gänzlich. So kann der Energiebedarf für alle Produktionsschritte durch den Strom der GIMA eigenen Photovoltaikanlagen sowie durch die anlageninterne Wärmerückgewinnung gedeckt werden.
Lehmziegel-Formate
GIMA Lehmhochlochziegel erfüllen die Anforderungen der Druckfestigkeitsklasse 5 und können sowohl für tragende als auch nichttragende Wände verwendet werden. Dank herkömmlicher Mauerziegel-Formate können sie effizient und schnell verarbeitet werden. Für nichttragende Innenwände stehen die Lehmziegel LZ11 und LZ17 mit den Breiten 115 und 175 Millimeter zur Verfügung. Für tragende Innenwände und Außenwände produziert GIMA Formate mit Breiten von 240, 300 oder 365 Millimeter.
Lehm-Dünnbettmörtel
Der prämierte Lehm-Dünnbettmörtel ist eine Innovation aus dem Hause ClayTec und besteht aus Baulehm, anderen mineralischen Primärrohstoffen und Pflanzenfasern, die gemahlen und gemischt werden. Im Herstellungsprozess benötigt der Lehm-Dünnbettmörtel einen Bruchteil der Herstellungsenergie von zementhaltigen Mörteln. Dank seiner Löslichkeit lässt sich einmal verklebtes Mauerwerk rückstandslos wieder trennen. Das Produkt lässt sich verarbeiten wie jeder konventionelle Dünnbettmörtel: Die Trockenmasse wird mit Wasser angerührt und dann mit üblichen Dünnbett-Mörtelschlitten, -Mörtelrollen oder -Auftragswalzen in 2 Millimeter Stärke aufgetragen. Die Fugen härten allein durch Trocknung aus.
Wandaufbau und Verarbeitung
GIMA empfiehlt die Planung von Außenwänden als zweischalige Wandkonstruktion. Der Lehmziegel kann so seine Vorteile für das Raumklima ausspielen und ist langfristig vor äußeren Umwelteinflüssen geschützt. Eine verbundfreie Wandmontage ermöglicht eine vollständige Rückbaubarkeit: Außen schützt eine Vorhangfassade die Lehmziegel, die mit Lehm-Dünnbettmörtel verklebt sind. Innen vervollständigt ein Lehmputz den zirkulären Wandaufbau, sodass alle Materialien nach Ende der Gebäudelebenszeit sortenrein getrennt und wiederverwertet werden können.
Auch für die Gesundheit von Verarbeitern hat der Lehmbau Vorteile: „Für das ausführende Unternehmen ist die Arbeit mit naturbelassenen Materialien wie Lehmziegel, Lehmkleber und Lehmputz gesünder als die mit teilweise hochchemischen Baustoffen“, sagt Daniel Neuer, Bauunternehmer des Pilotprojektes GreenConceptLehm in Meißen, bei dem GIMA-Lehmhochlochziegel verbaut wurden.
Kreislaufwirtschaft
Lehmziegel lassen sich bei Verwendung von Lehmmörtel und Lehmputz vollständig in den Rohstoffkreislauf zurückführen. Auch Bruch kann jederzeit wieder vollständig verwertet werden. So können aus dem Material alter Lehmwände neue Lehmziegel produziert werden, wodurch der Abbau weiterer Rohstoffe vermieden werden kann. Ist eine Lehmgrube nicht mehr ergiebig oder die Qualität des Lehms nicht mehr ausreichend, beginnt GIMA umgehend mit der Renaturierung des Gebiets.
„Für den Lehmziegel spricht, dass es ein nachhaltiger Baustoff ist, den man am Ende des Lebenszykluses in den eigentlichen Zustand zurückführen kann. Sie wohnen gesund und das Klima wird natürlich geregelt. Es lebt sich in einem Lehmhaus besser als in einem anderen“, sagt Prof. Dr. Wolfram Jäger, Initiator des Pilotprojektes GreenConceptLehm und ehemaliger Professor für Tragwerksplanung an der TU Dresden.