Interview mit Felip Verdés und Carlos Gorchs,Talleres Felipe Verdés S.A.

Langfristige Strategien sind Bestandteil unserer DNA

Der spanische Aufbereitungs- und Formgebungsmaschinenbauer Talleres Felipe Verdés S.A. hat in den letzten Jahren nicht nur verschiedene Modelle relauncht, sondern mit dem Walzwerk Optima auch eine neue Linie auf den Markt gebracht. Wir sprachen mit Felip Verdés, Vorstandsvorsitzender, und Carlos Gorchs, Geschäftsführer, über die Aktivitäten und Pläne des Traditionsunternehmens.

Wir haben das letzte Mal 2013 miteinander gesprochen. Was hat sich in der Zwischenzeit bei Verdés alles getan?

C. G.: Als Folge einer internen Organisationsänderung wurden wir letztes Jahr nach ISO 14000 zertifiziert, hinsichtlich Umweltmanagement und Reinheit. Nun haben wir begonnen, die OSHA (Occupational Safety & Health Administration/Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz) umzusetzen, um unsere gesunden und sicheren Arbeitsbedingungen unter Beweis zu stellen. Die Zertifizierung dazu möchten wir nächstes Jahr erlangen.

In den letzten zwei Jahren haben wir ein neues Sortiment an Optima-Walzwerken entworfen, die nach und nach die 080-­Serie ablösen werden. Diese Walzwerke werden an die individuellen Kundenbedürfnisse angepasst und zeichnen sich durch eine einfachere Instandhaltung aus. Die wichtigsten Merkmale sind die Robustheit und die Möglichkeit, einen realen Walzenspalt von 0,6 mm einzustellen. Wir konzentrieren uns damit gerade auf den algerischen Markt und die Ex-CIS-Länder, werden sie aber in Kürze auch in anderen Ländern anbieten.

Was unsere Ausrüstungsseite hier am Standort betrifft, so haben wir in ein neues, größeres Labor investiert, mit einer Fläche von 200 m², das das alte Labor ablöst. Das gesamte Herstellungsequipment des Labors wurde erneuert, von der Trocken-Hammermühlen-Linie über die Nass-Desintegratoren-Walzwerk-Linie bis hin zum Extruder. Alle Anlagen wurden von uns selbst entworfen und hergestellt. Auch die Geräte zur Qualitätsprüfung sind neu, von den Plastizitätsmessgeräten für den rohen Ton bis hin zu den Festigkeitsprüfgeräten – all das ist Teil unserer kontinuierlichen Modernisierungsbestrebungen.

Ende 2012 haben Sie mit der Präsentation der Magna 775 die Ära der neuen Magna-Strangpressen-Serie eingeleitet. Welche Modelle gibt es inzwischen und wie haben sich diese auf dem Markt etabliert?

C. G.: Nachdem wir zuerst das größere Modell, die Magna 775, eingeführt haben, das zur vollen Zufriedenheit unserer Kunden arbeitet, haben wir danach die 675- und 475-Modelle entworfen. Das letzte wurde gerade erst im Mai ausgeliefert. Weitere werden derzeit in unserer Fertigung zusammengebaut und sollen in den nächsten Monaten ausgeliefert werden.

Wir sind stolz, dass alle Modelle auf den wichtigen Märkten, von Nordafrika bis zum Mittleren- und Fernen Osten, gut angenommen wurden. Einige dieser Anlagen werden nächstes Jahr an sehr anspruchsvolle Kunden ausgeliefert.

Gleichzeitig sind wir dabei, die Entwicklung der 575 abzuschließen. Für dieses Modell sehen wir gute Aussichten in Russland und in verschiedenen Ex-CIS-Ländern, da es für die Renovierung/Verbesserung existierender mittelgroßer Anlagen und technischer Produkte gut geeignet ist. Wäre die Situation in Russland nicht so restriktiv, hätten wir schon einige 575 ausgeliefert.

Trotz des weltweit eher trägen Marktes für neue Grobkeramik-Anlagen wurde die Magna-Reihe sehr gut angenommen, da sie viele Verbesserungen der bekannten Combi-Reihe beinhaltet: von einer größeren Vakuumkammer und einem neu konzipierten Mischer und verbesserten Paddeleigenschaften bis hin zu einer Fülle von kleinen, aber signifikanten Details. Man kann sagen, dass nach der Einführung der Verdés-Combi-Reihe in den frühen 1990er-Jahren die schrittweise Einführung der kompletten Magna-Reihe nun nahezu abgeschlossen ist.

Nordafrika war in den letzten Jahren einer der Treiber in der grobkeramischen Industrie. Sie haben Anfang Mai auf der Batimatec in Algerien ausgestellt. Wie war die Stimmung und wie schätzen Sie die zukünftigen Aussichten in Nordafrika ein?

F. V.: Wir sind ein langjährige Kenner der Batimatec und von Beginn an mit einem eigenen Stand dabei. Deshalb waren wir nicht überrascht, dass die lokalen Ziegler merken, dass der Aufwärtstrend bei den Blocks B-8 und B-12 zu Ende geht. Daraus resultierend werden Investitionen für diese Produkte sehr bald zurückgehen. Trotzdem stellt unser Tochter-Team von Bordj al Bahri seit Januar 2005 den vollen Vor- und After-Sales-Service zur Verfügung. Und es ist motiviert, das auch für neue Werke, die für andere, technisch weiterentwickelte Tonprodukte gebaut werden, zu tun – um so den algerischen Markt und seine ­Akteure zu bereichern. Diese Werke werden eine sehr viel geringere Tonnage verarbeiten, außer die für die vertikale Lochung. Die Anforderungen an eine anspruchsvollere Aufbereitung, wie Zerkleinern und Mischen, sowie eine bessere Homogenität der Massen wird Hersteller wie uns begünstigen, die diese Anforderungen kompetent und effizient erfüllen können.

Es ist bekannt, dass keine andere Firma über jahrzehntelange Innovationen und Erfahrungen verfügt, sowohl für die Nass- als auch die Trockenaufbereitung. Wir haben viele Jahre hart dafür gearbeitet und sind stolz darauf zu sagen, dass das Trockenmahlen in Nordafrika inzwischen eine etablierte und kostengünstige Technologie für die meisten verfügbaren Tone bei den dort herrschenden Klimabedingungen darstellt.

Diese Aussagen gelten sowohl für den algerischen als auch den tunesischen Markt. Für Marokko befürchte ich, dass noch ein paar Jahre auf niedrigem Niveau bevorstehen. Unser ganzjähriges und schon seit 2000 in Kenitra aktives Team hat bereits einige Rückschläge erlebt. Aber, es hat diese ruhigen Zeiten dafür genutzt, die Abläufe in unserem Ersatzteilservice zu verbessern und auf diese Weise die Kundenbindungen zu stärken. Zwischen 260 t und 310 t Ersatz- und Verschleißteile haben diese zwei Filialen auf Lager, die den Bedarf aller Verdés-Kunden im Maghreb zu jeder Zeit decken.

An welchen Projekten arbeiten Sie gerade und was steht für 2015/2016 noch an?

C. G.: Wir erneuern kontinuierlich unsere verschiedenen Maschinentypen. Vor Kurzem haben wir zum Beispiel den neuen Nass-Kollergang 184D für bis zu 120 t/h konzipiert und auch bereits ausgeliefert. Später im Jahr werden wir auch die kleineren Modelle aktualisieren.

Außerdem gibt es in unserer Werkstatt ein neues, fast fertiges Modell, den Filter-Extruder-Mischer A-750-F, der für 100 t/h ausgelegt ist.

Noch in diesem Jahr werden wir eine überarbeitete Version einer großen Pendelmühle, das ist eine andere Trocken-Mahlanlage, fertigstellen, die wir für ein schönes Projekt in Saudi-Arabien einsetzen. 2016 werden andere Größen der Pendelmühle neu gestaltet. Außerdem arbeiten wir an einer neuen Maschine, von der wir glauben, dass sie große Wellen am Markt schlagen wird.

Welche Märkte haben Sie besonders im Fokus?

F. V.: Derzeit geht es auf den meisten oder vielleicht sogar auf ­allen großen Märkten ziemlich ruhig zu. Eine Ausnahme ist Algerien, hier erwarten wir, dass sich der Markt zu diversi­fizierteren Ziegelwerken und Aufbereitungsanlagen hin entwickeln wird.

In den letzten vier Jahren haben wir unser leistungsfähiges Marktforschungsteam weiter verstärkt, um gleichzeitig nach Bedarf und Lösungen in einigen neuen und kleineren Ländern zu suchen, die es auf jedem Kontinent gibt. Das hat uns ermöglicht, einige dieser Märkte zu entwickeln, wie zum Beispiel Libyen mit vier gelieferten Großprojekten, die sich allerdings leider wieder in einer aussichtslosen Situation befinden. Wir haben auch Projekte in Ländern abseits der ausgetretenen Pfade, wie Angola, Indien, Senegal oder Jemen. Zwischen 2001 und 2007 haben wir in den USA verschiedene attraktive Ton-Aufbereitungsprojekte durchgeführt, um unsere Referenzen aus den früheren 1980er und 1990er-Jahren zu ergänzen. Wir hoffen und sind darauf vorbereitet, dass 2016 einiges an Investitionen in den USA und Canada stattfinden wird. Dafür gibt es mancherlei positive Hinweise.

Der deutsche Anlagenbauer Händle hat sich mit dem Mundstückbauer ZMB Braun verstärkt, um Strangpresse und Mundstück als Einheit anbieten zu können. Wie ­sehen Sie das bei Verdés? Gibt es da enge Kooperationen mit einem Mundstückbauer, planen Sie eventuell auch ­einen Zukauf?

F. V.: Nein. Aber wir freuen uns, dass so ein historisches und bedeutendes Unternehmen wie ZMB von einer so angesehenen Firma wie Händle gerettet wurde. Ich bin sicher, dass dabei nur Gutes herauskommt. Das Gleiche gilt für Kampen. Allerdings ändern diese Übernahmen nichts an unserer Strategie. Wir pflegen weiterhin freundschaftliche Beziehungen zu den innovativsten, intelligentesten und wettbewerbsfähigen Mundstückbauern.

Wenn man also die Zusammenarbeit zwischen Gleichen betrachtet, für welches Ziel auch immer, die Zufriedenheit des Zieglers, die innovative Entwicklung, den gemeinsamen Verkaufserfolg, etc., so können wir gemeinsam jederzeit an einem Strang ziehen. In unserem unterschiedlichen Ansatz messen wir der Aufgeschlossenheit einiger dieser sehr fokussierten und sachkundigen Firmen eine große Bedeutung bei. Das gilt auch für ihre praktische Grundhaltung und die Bereitschaft, vor Ort das Feintuning zu übernehmen.

Verdés ist seit über 100 Jahren ein starker Partner der grobkeramischen Industrie. Auf welchen Gebieten sind Sie noch tätig und werden Sie diese weiter ausbauen?

F. V.: Wir machen Studien in verschiedene Richtungen, aber immer mit dem Ziel, näher am Kunden zu sein, sei es geografisch oder mental. Wir möchten seine aktuellen Bedürfnisse von ihm hören oder möglichst noch vor ihm kennen und seine zukünftigen Bedürfnisse vorwegnehmen. Solche Studien sind teuer und zeitintensiv. Aber das war immer die DNA unserer Firma und ihrer Besitzer. Es ist ganz normal für uns und wir fühlen uns einzigartig und privilegiert, weil wir uns diese langfristige Strategie leisten können. Aber Studien sind nur der Anfang.

Ich möchte dazu ein paar Beispiele nennen: Wir haben in den 1970er-Jahren unser Werk in Brasilien aufgebaut und seitdem niemals zurückgeschaut. Wir haben zwischen 2009 und 2011 engagiert den indischen Markt sondiert und Ideen entwickelt. 2012 haben wir dann in Land, Gebäude und ein Team in Südindien investiert. Inzwischen haben wir dort bereits ein Sortiment von neun verschiedenen Tonverarbeitungsanlagen gefertigt. Natürlich sind das kleine Anlagen. Aber wenn die indischen Kunden für größere Anlagen bereit sind, wird Verdés vor Ort sein und sie liefern. Es bedarf nur einer aufwändigen, sorgfältigen und flexiblen Planung, und ein Quäntchen Glück muss auch dabei sein, aber es kann klappen. Ich möchte unsere Kollegen ermutigen, den Markt in den nächsten zehn Jahren nicht zu verlassen, unsere Zeit wird kommen!

2015 steht ganz im Zeichen der ceramitec in München. Wie wird sich Verdés auf der Messe präsentieren? Werden wir etwas Neues sehen?

C. G.: Unsere letzte Entwicklung, das Optima-Walzwerk, wurde bisher noch nicht auf der ceramitec gezeigt – das tun wir dieses Mal. Außerdem präsentieren wir eine Reihe von Anlagen mit einer Breite zwischen 600 bis 1400 mm. Da es neue Entwürfe sind, wird die erste Anlage mit einer Breite von 1200 mm derzeit in Russland installiert. Weitere sieben Anlagen verschiedener Größen stehen in unseren Auftragsbüchern für die nächsten Monate. Wir erwarten, dass die Präsentation auf der ceramitec im Oktober dazu beitragen wird, die Vorteile der Optima noch bekannter zu machen.

Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Ihnen und dem ganzen Verdés-Team weiterhin viel Erfolg und eine erfolgreiche ceramitec.

Das Interview führte Zi-Redakteurin Anett Fischer.

Talleres Felipe Verdés, S.A.
www.verdes.com
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