Umwelt, Nachhaltigkeit und Produktzertifizierung im Fokus
Das diesjährige Clemson Brick Forum startete am Montag mit einem Vortragsblock, der sich hauptsächlich an neue Mitarbeiter in der Ziegelindustrie richtete, die branchenfremde technische Vorkenntnisse haben. Jim Frederic, Harold Newman und Dave Froberg informierten die Teilnehmer über Ziegelrohstoffe und deren wichtigste Eigenschaften. In diesem Jahr besuchten mehr als 400 Teilnehmer die Veranstaltung, deren Rahmenprogramm um ein „Southern Cookout“ am Montagabend erweitert wurde.
Im Vordergrund der Hauptveranstaltung standen die Themen Umwelt, Nachhaltigkeit und Produktzertifizierung. Der Einführungsvortrag befasste sich im Allgemeinen mit der Evolution der derzeit geltenden Bauregelwerke, die Leichtbauweisen einseitig stark bevorzugen. Im Vortrag wurde aufgezeigt, wie sich der in den 1970er-Jahren gestartete Siegeszug der leichten Holzständerbauweise auf die Schadenssummen der Gebäudeversicherer und die Auszahlung staatlicher Beihilfen nach Umweltkatastrophen insgesamt auswirken. Die Auszahlungen in den Jahren 2000 bis 2009 stiegen um 1700 % im Vergleich zu den Jahren 1950 bis 1959, bezogen auf Unwetter, ausgenommen Überschwemmungen, bzw. 3500 %, summiert man alle Schadensereignisse, ebenfalls mit der Ausnahme von Überschwemmungen. Deshalb scheint es ein Umdenken in gewissen politischen Kreisen zu geben. Die weitere Verbreitung der leichten Bauweise wird durch die für sie vorteilhafte Normen der Feuerstandsicherheit begünstigt. Das führt dazu, dass sich der Ziegelmarkt in Richtung „thin brick“ entwickelt, was mit einem Rückgang der am Markt abgesetzten Tonnagen einhergeht. Für Riemchen werden derzeit noch ausreichende Margen erzielt. Eine Optimierung der Produktionsmethoden von „thin brick“ ist ein häufig diskutiertes Thema, auch unter dem Gesichtspunkt der verschärften Umweltstandards.
Zertifizierungshürden von neuen Wandaufbauten und Wandprodukten wurden in zwei Vorträgen behandelt. Die Kosten und die Dauer eines Zulassungsverfahrens können sich durch individuelle Gesetzgebung und Regulierung der einzelnen Bundesstaaten sehr kompliziert gestalten.
Nachhaltigkeit, Reduzierung des Energieverbrauches und Zertifizierung werden nun auch in den USA zu einem Thema. Der Wohnungsbau ist aber von diesen Anforderungen an die Energieeffizienz bisher ausgenommen.
Ein Wettbewerb zwischen unterschiedlichen Zertifizierungssystemen, LEED – Green Globes – ASHRAE 189.1/IgCCC zeichnet sich ab. Ein EPD-System (Environmenal Product Declaration) wird derzeit diskutiert. In Anlehnung an das Vorgehen in Europa, vor allem das britische Beispiel wurde zitiert, sollen auch hier Branchen-EPD’s zur Anwendung kommen. Die PCR (Product Category Rules) für den Sektor werden derzeit von der ASTM, unter Mitarbeit der Fachverbände und Fachinstitute, ausgearbeitet.
Sorgen bereitet den US-amerikanischen Ziegelunternehmen auch die sich derzeit in Diskussion befindlichen neuen Emissionsrichtlinien, insbesondere hinsichtlich einiger Schwermetalle. Weniger als 1/3 der Unternehmen können, wie am Nachmittag berichtet wurde, die neuen Vorschriften ohne Änderungen einhalten. Auch die Arbeitsplatzkonzentrationswerte für Silicium werden derzeit diskutiert, hier bewegt man sich in eine gegenüber Europa wesentlich restriktivere Richtung.
Am Vormittag des zweiten Tags standen technische Beiträge im Vordergrund. Berichtet wurde über die Baufortschritte des derzeit einzigen Neubauprojektes einer Ziegelei (Triangle Brick in Texas) in den USA. Themen waren auch die Problematiken und die Herkunft von Ausblühungen und deren Verhinderung, die Optimierung des Ofenbetriebes, die Kosten- und technischen Nachteile beim Einsatz von Deponiegas, Feinstaubreduzierung mittels Versprühung von Wasser und einige Aspekte der Personalführung hinsichtlich der Nachwuchskräfte.
Die Veranstaltung klang wie immer mit einem Meeting des Forschungsbeirates des National Brick Research Center aus.
Dr. Fritz Mödinger