IZF Seminar 2020

Ziegelprodukte – Von der Herstellung bis zur Anwendung

Am 29. und 30. September informierte das Institut für Ziegelforschung Essen e.V. rund 50 Teilnehmer aus Deutschland und mehreren Nachbarländern mit zahlreichen Vorträgen zum Leitthema „Ziegelprodukte – Von der Herstellung bis zur Anwendung“.

Mit einer Begrüßung der Teilnehmer und Einleitung in die Thematik eröffnete der stellvertretende Institutsleiter Dipl.-Ing. Eckhard Rimpel die Vortragsreihe, die von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des IZF sowie einem Gastreferenten gestaltet wurde. Besonders bemerkenswert war dabei die Beteiligung – ebenso erfreulich hoch wie in den Vorjahren – trotz Corona-Pandemie und der damit verbundenen Auflagen für Publikumsveranstaltungen.

In ihrem einführenden Exkurs in die „Corporate Social Responsibility“ ging Dipl.-Ing. Silke Sabath u. a. auf den Baustoff Ton als klimafreundliche Ressource ein und gab Antworten auf die „W-Fragen“: Was bedeutet CSR? Welche Anforderungen stellt CSR an Unternehmen? Wie werden die Anforderungen umgesetzt? Warum ist CSR relevant für die Ziegelindustrie?

Gastreferentin Dipl.-Ing. Katharina Armbrecht vom Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e. V., Berlin, stellte im Anschluss mehrere interessante Neuigkeiten aus der Gesetzgebung vor, darunter den Green deal, EU ETS, das Brennstoffemissionshandelsgesetz und die Novelle der TA Luft.

Dipl.-Ing. (FH) Alexander Winkel M.Sc. referierte danach über rohstoffseitige und verfahrenstechnische Möglichkeiten der Reduktion von prozessbedingten CO2-Emissionen und erläuterte, was prozessbedingtes CO2 ist, woher es kommt, wen es wie stark betrifft und was man zur Reduktion tun kann.

Im ersten Nachmittagsvortrag sprach Dipl.-Ing. Michael Ruppik über organische und anorganische Porenbildner und im Zusammenhang damit über gaserzeugende Verbrennungsreaktionen.

Im Detail wurde neben der Vorstellung der einzelnen Porosierungsstoffe auf die Wirkmechanismen der Scherbenrohdichteabsenkung u. v. m. eingegangen.

In ihrem ersten Referat thematisierte Dr.-Ing. Anne Tretau die wassergehaltsabhängigen Trocknungseigenschaften und erläuterte diese am konkreten Beispiel einer Dachziegelmasse. Wichtigste Aspekte waren dabei die Trockenschwindung, die Porengrößenverteilung, die Festigkeit und Verformung sowie die Permittivität.

Dr.-Ing. Arman Rahimi stellte die intermittierende Mikrowellentrockung für die Ziegelindustrie vor. Mehrere Versuche hatten ergeben, dass die Mikrowellentrocknung schneller und effizienter ist als die Konvektionstrocknung (im Labortrockner). Die maximale Energieabsorption wird begrenzt durch die Gesamtmasse der Ziegel, Probendicke und dielektrische Verlustfaktoren.

Vielzahl hochkarätiger Fachvorträge

Dipl.-Ing. Eckhard Rimpel berichtete nach der Kaffepause über die Verminderung des Energieverbrauchs durch ein neuartiges Tunnelofenkonzept. Anhand eines Gemeinschaftsprojektes mit der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und der RWTH Aachen University erläuterte der Referent den derzeitigen Stand der Technik und Forschung und darüber hinaus seine Vision für die Fortentwicklung des Tunnelofens bis zum Jahr 2050.

In seinem zweiten Fachreferat ging Dipl.-Ing. Michael Ruppik auf die energetische Nutzung der Rohstoffenthalpie beim Ziegelbrand durch Verschleppung von Verbrennungsreaktionen ein. U. a. wurden die Austreibungskurven von kalkhaltigen Massen mit Sägespänen bzw. mit Koks gegenübergestellt, ebenso wie die Temperaturbereiche beim CO2-Austrieb von kalkhaltigen Massen ohne und mit organischen Porosierungsstoffen.

Im Abschlussvortrag des ersten Veranstaltungstages ging wiederum Dipl.-Ing. Eckhard Rimpel auf den möglichen Einsatz von Wasserstoff als Brennstoff in der Ziegelindustrie zum Erreichen der Klimaneutralität ein. Bei einem ambitionierten Minderungsziel von 95 % weniger CO2-Emissionen, einhergehend mit dem Ende von Kohle, Erdöl und Erdgas, könnte mit „grünem H2“ ein neuer Energieträger global auf dem Vormarsch sein, so ein Forschungsverbund aus Brennerentwickler, Anlagenbauer und Ziegelwerk.

Im Anschluss an den ersten Vortragstag trafen sich die Teilnehmer traditionsgemäß zu einem gemütlichen Beisammensein, wo es unter strenger Einhaltung der Corona-Auflagen Gelegenheit zum Informationsaustausch gab.

Der zweite Seminartag startete mit einem Vortrag von Dipl.-Ing. Silke Sabath zum Thema „Energieeffizienz im Unternehmen“. Die Referentin stellte Förderprogramme und deren Umsetzung in der Praxis, das Ziel der Bundesregierung – weitgehende Treibhausgasneutralität bis 2050 – sowie die Energieberatung im Mittelstand (EBM) vor. Anhand mehrerer Module gab es Tipps zur Optimierung der Energieeffizienz von Anlagen und Prozessen.

Im Anschluss präsentierten Darya Ivanova M.Sc. und Dipl.-Ing. Andreas Kleemann B. Sc. den Einsatz numerischer Simulationsmodelle zur Untersuchung und Verbesserung des akustischen Verhaltens von Hochlochziegeln bzw. numerische und messtechnische Methoden zur Bestimmung der Wärmeleitfähigkeit von Hochlochziegeln.

Über materialspezifische Einflussgrößen beim Feuerwiderstand von wärmedämmenden Ziegelmauerwerk referierte Lars Etscheid M.Sc., darunter über Brandschutz im Allgemeinen, die aktuelle Nachweisführung, Forschungsansätze Feuerwiderstand von wärmedämmendem Ziegelmauerwerk und wärmedämmendes Ziegelmauerwerk bei Brandeinwirkung.

In einem weiteren Vortrag von Dipl.-Ing. Michael Ruppik wurden Recycling und Wiederverwertung von Ziegelmaterial (Re-Used-Bricks) thematisiert, insbesondere die Aufbereitung von Abbruchziegeln und deren Überführung in ein „neues Produkt“ als höchste Wertschätzung der Recyclingschiene.

Den Abschluss des Seminars bildete ein Exkurs zum Thema „Reaktivität von Ziegelmehlen“ von Dr.-Ing. Anne Tretau.

Mit einem gemeinsamen Mittagessen endete die Veranstaltung; das nächste IZF-Seminar wird voraussichtlich am 21. und 22. September 2021 in Essen stattfinden.

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