Zur Revision des Referenzdokuments für die beste verfügbare Technik in der Keramikindustrie – Wichtige Herausforderungen und Entwicklungen für die ­keramische Industrie

Die laufende Überarbeitung des Referenzdokuments für die besten verfügbaren Techniken für die Keramikindustrie (CER BREF) im Rahmen der EU-Richtlinie über Industrieemissionen (IED) stellt einen entscheidenden Prozess für die europäische Keramikindustrie dar. Der Sektor hat sich seit langem dem Umweltschutz verschrieben. Doch die aktuellen Entwicklungen stellen komplexe Herausforderungen dar, die sowohl eine technische Prüfung als auch ein starkes politisches Engagement erfordern.

Das CER BREF verstehen

Das CER BREF beschreibt sektorspezifisch die besten verfügbaren Techniken (BVT) zur Vermeidung oder Minimierung von Emissionen in Luft, Wasser und Boden aus keramischen Herstellungsprozessen. Ziel ist, verbindliche Wertebereiche für Emissionen in Luft und Wasser (BAT-AEL) und für die Umweltleistung der Anlagen (BAT-AEPL) sowie indikative Benchmarks festzulegen, die zusammen die Grundlage für die Betriebsgenehmigung einer Anlage bilden. Die Überarbeitung des CER-Merkblatts ist Teil des so genannten „Sevilla-Prozesses“, der von der Europäischen Kommission und dem Europäischen Büro für Forschung über industrielle Umwandlung und Emissionen (EU-BRITE) koordiniert wird und in dem die Mitgliedstaaten, Industrievertreter, Nichtregierungsorganisationen und Kommissionsdienststellen in einer technischen Arbeitsgruppe (TWG) zusammenarbeiten.

Das aktuelle CER-Merkblatt wurde 2007 im Rahmen der Richtlinie über die integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung (IVU-Richtlinie) angenommen. Im Rahmen der überarbeiteten IVU-Richtlinie (IVU 2.0), in Kraft seit August 2024, wird es nun erstmals aktualisiert. Dabei werden strengere Anforderungen in Bezug auf Emissionsgrenzwerte (ELV), Umweltleistung und die Integration der Grundsätze der Dekarbonisierung und Kreislaufwirtschaft eingeführt. Nach der Veröffentlichung eines neuen Entwurfs im November 2024 stimmte Cerame-Unie - der europäische Verband der Keramikindustrie, zu dem auch Experten der Ziegel- und Dachziegelindustrie (TBE) gehören - eine Reihe von Kommentaren und technischen Anmerkungen mit den wichtigsten Bedenken und Kernaussagen für den Sektor ab.

Hauptanliegen und sektorweite Auswirkungen

Diese Prüfung des Entwurfs der BVT-Schlussfolgerungen ergab mehrere Kernthemen, mit potenziell weit­rei­chenden Folgen für die Wett­bewerbsfähigkeit, die Nach­haltigkeit und die Betriebstauglichkeit der Keramikhersteller in ganz Europa.

Die keramische Industrie betonte die Bedeutung solider und realistischer Emissions- und Leistungswerte: insbesondere sollte die technische und wirtschaftliche Durchführbarkeit der Einhaltung aller BVT-AEL und BVT-AEPL zusammen sorgfältig bewertet werden, ebenso wie die medienübergreifenden Aus­wirkungen und die garantierte Leistung der einzelnen Emissionsminderungstechniken. Darüber hinaus hat der Keramiksektor darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, im aktuellen Entwurf des CER-Merkblatts die besten verfügbaren Techniken und die neu entstehenden Techniken (mit besonderem Augenmerk auf die Elektrifizierung) korrekt zu definieren, Überschneidungen mit anderen EU-Rechtsvorschriften zu vermeiden und die Verwaltungs- und Berichterstattungspflichten für die Unternehmen nicht sinnlos zu verschärfen.

Die betroffenen Interessengruppen, einschließlich der Mitgliedstaaten und der Cerame-Unie, sind nun an der Überprüfung des CER-BREF-Entwurfs beteiligt. Die abschließende Sitzung findet im Dezember 2025 statt. Die Veröffentlichung der endgültigen Fassung des Dokuments ist für das erste Halbjahr 2026 vorgesehen. Angesichts der Relevanz des Themas und der erheblichen Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit der keramischen Industrie in Europa werden die Mitglieder von Cerame-Unie und TBE aufgefordert, sich mit ihren nationalen Verbänden über die relevanten Fragen auszutauschen.

Während des gesamten Überprüfungsprozesses hat Cerame-Unie sowohl die technische Analyse als auch die Interessenvertretung aktiv koordiniert und sich mit den EU-Institutionen, den nationalen Behörden und anderen Mitgliedern der TWG ausgetauscht. Im Zuge der weiteren Entwicklung des Sektors ist eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit den politischen Entscheidungsträgern der EU unerlässlich, um sicherzustellen, dass die Umweltvorschriften die nachhaltige Entwicklung der europäischen Keramikindustrie unterstützen und nicht untergraben.

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