24.02.2009: VDMA: 2008 markiert Ende des Booms bei Bau- und Baustoffmaschinen - Fehlende Aufträge bereiten Sorgen
Die sechs Jahre andauernde außergewöhnliche Wachstumsphase der deutschen Bau- und Baustoffmaschinenindustrie ist zu Ende. „Noch nie hat es bei so vielen Unternehmen in so vielen Sparten und auf so vielen Märkten gleichzeitig einen so schlagartigen Einbruch bei den Auftragseingängen gegeben, wie im letzten Quartal 2008“. sagte Dr. Christof Kemmann, Vorsitzender des VDMA Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen jetzt anlässlich der Vorstandssitzung seines Verbandes in Frankfurt.
Ordereinbruch im vierten Quartal
Die Bestellungen von Oktober bis Dezember 2008 sind insgesamt um über 30 Prozent gegenüber den sehr hohen des Vergleichszeitraumes 2007 eingebrochen. Die Baumaschinenhersteller hat es dabei am härtesten getroffen. Verunsicherte Kunden, weltweit fehlende Finanzierungen, Stornierungen und verschobene Projekte haben damit voll auf die Bau- und Baustoffmaschinen-
branche durchgeschlagen.
Mit Umsatzentwicklung 2008 insgesamt zufrieden
Insgesamt ist die Branche aber mit ihrem Umsatz 2008 zufrieden. Die deutschen Hersteller von Bau-, Baustoff-, Glas- und Keramikmaschinen haben den Umsatz im vergangenen Jahr noch einmal um sieben Prozent auf 16,4 Milliarden Euro gesteigert. Auf Baumaschinen entfallen dabei 11,1 Milliarden Euro, auf Baustoff-, Keramik- und Glasmaschinen 5,3 Milliarden Euro. Während die Umsätze bei Baumaschinen stagnierten, verzeichneten die Baustoff-, Glas- und Keramikmaschinenhersteller erneut ein sattes Umsatzplus gegenüber dem Vorjahr. Sie legten dabei vor allem im Auslandsgeschäft noch einmal kräftig zu.
Unverändert gute Wettbewerbsposition
In der aktuell schwierigen Lage sieht Kemmann kein strukturelles Problem seiner Branche. Die Unternehmen haben in sechs aufeinanderfolgenden Wachstumsjahren ihren Umsatz mehr als verdoppelt (+ 113 Prozent). Er betonte, dass selbst ein Umsatzrückgang im unteren zweistelligen Bereich von den Unternehmen verkraftet werden kann. Trotz Krise verfügt die deutsche Bau- und Baustoffmaschinenindustrie nach wie vor über eine international sehr gute Wettbewerbsposition. Sie hat gute Wachstumsperspektiven, sowohl regional als auch technologisch. Weltweit ist der Bedarf an Bauleistungen wie zum Beispiel im Infrastrukturbereich unvermindert groß. Die Unternehmen sind sich sicher, dass die Kunden wieder bestellen werden, sobald die derzeitige Lähmung aufhört und wieder Zuversicht bei Investoren und Banken entsteht. Da die Bauwirtschaft in Konjunkturzyklen eine Frühstarter-Branche ist, werde mit ihr auch die Bau- und Baustoffmaschinenindustrie als erste profitieren. Aus diesem Grund eigne sich die Bauwirtschaft besonders gut als Instrument der aktiven Konjunkturpolitik, so Kemmann.
Baumaschinenhersteller hoffen auf „Konjunkturpaket-Effekte“
Aus den Konjunkturpaketen der Bundesregierung begrüßt die Baumaschinenbranche vor allem die für 2009 zusätzlich bereit gestellten Mittel für öffentliche Investitionen in Infrastrukturprojekte, sowie die Maßnahmen zur Beschleunigung und Vergabe von Bauleistungen und Genehmigungsverfahren. Gerade hier sei sichergestellt, dass Steuermittel nicht verloren gingen, da ihnen später Sachwerte gegenüber stünden. Auch die Ausweitung der hermesgedeckten Exportfinanzierung bewertet die exportabhängige Industrie als ein gutes Signal in die richtige Richtung.
Ausblick 2009
Die Konjunkturexperten des Branchenverbandes gehen davon aus, dass im Verlauf des Jahres 2009 die Auftragsbestände weitgehend abgebaut sein werden. Das geht einher mit einem kräftigen Rückgang der Umsätze. Dieser wird bei Baumaschinen im zweistelligen Bereich deutlich höher ausfallen als bei Baustoff-, Glas- und Keramikmaschinen. Wegen eines noch beträchtlichen Auftragsüberhanges sehen sie, ebenso wie die Anbieter von Spezialmaschinen und Nischenprodukten das laufende Jahr als weitgehend gesichert. Für die Hersteller von Baumaschinen sind die Aussichten dagegen deutlich schlechter. Sie kämpfen bereits seit Mitte letzten Jahres mit einem schwachen Auftragseingang. Erschwerend kommt hinzu, dass die Händler auf vollen Lagern sitzen und Verkäufe sich nicht direkt bei den Herstellern bemerkbar machen. Auch Insolvenzen auf Lieferantenseite bereiten den Unternehmen zusätzliche Schwierigkeiten.
Stammbelegschaft sichern
In den vergangenen Boomjahren stockten die Unternehmen ihren Personalbestand vor allem mit Zeitarbeitskräften auf, um so flexibler auf Schwankungen reagieren zu können. Von diesem Personal müssen sich die meisten zurzeit wieder trennen. Im internationalen Baumaschinengeschäft haben maßgebliche Hersteller darüber hinaus bereits Entlassungen vorgenommen. Auch wird in vielen Werken Kurzarbeit gefahren. Die VDMA-Mitgliedsfirmen wollen ihre Stammbelegschaft aber in der Krise halten. Vergleichbare Maßnahmen seien aber auch in Deutschland bei einer weiteren Verschlechterung der Lage nicht auszuschließen.
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