Fritz-Höger-Preis für Backstein-Architektur 2011 verliehen

Am 1 April wurde in Berlin der Fritz-Höger-Preis 2011 für Backstein-Architektur verliehen. Mit über 340 Wettbewerbsbeiträgen und 56 nominierten Projekten zählt der von der Initiative Bauen mit Backstein zum zweiten Mal ausgelobte ­Architektur-Preis inzwischen zu den großen Wettbewerben in Deutschland. Die wachsende internationale Bedeutung des Fritz-Höger-Preises dokumentieren zahlreiche Wettbewerbsbeiträge aus dem Ausland bis hin zu Projekten in Ruanda oder Nepal. Die hochkarätig besetzte Jury unter dem Vorsitz von Prof. Christoph Mäckler bewertete Bauten aus den Jahren 2006 bis 2011. Neben Prof. Mäckler gehörten die Erstplatzierten des Fritz-Höger-Preises 2008, Prof. Ulrich Königs, Köln, und Prof. Felix Claus von Claus en Kaan Architecten, Amsterdam/Rotterdam, zur Jury. Komplettiert wurde das Gremium durch Dipl.-Ing. Heiner Farwick als Vertreter des BDA-Präsidiums und Udo Ley von der Initiative Bauen mit Backstein.

Die Preisträger des mit insgesamt 10 000 € dotierten Fritz-Höger-Preises 2011 wurden im Berliner Deutschen Architektur Zentrum – DAZ nun der Öffentlichkeit präsentiert. „Ein Blick auf die diesjährigen Träger des Fritz-Höger-Preises und man erkennt, dass sie bei aller formalen und funk­tionalen Unterschiedlichkeit eines gemeinsam haben: die Aura des Beständigen, Bergenden, Schützenden“, fasst FAZ-Feuilletonist Dieter Bartetzko, der auch die Festrede hielt, das Ergebnis zusammen: „Sie haben alle etwas gebaut, das bleibt.“

Die aktuelle Ausstellung, zuerst gezeigt im DAZ, wird auch als Wanderausstellung an deutschen Hochschulen zu sehen sein.

 

Die Architektur der Sieger

Die Siegerprojekte veranschaulichen, welch innovatives Potenzial gerade im 21. Jahrhundert im Bauen mit Backstein steckt. Begabte und kreative Architekten verarbeiten den Baustoff immer wieder zu neuen markanten Formen.

Dem Dominikuszentrum in München (meck architekten, München, 1. Preis, 4 000 €) verleiht der Backstein Lebendigkeit, Haptik und manuelle Qualität zugleich. Der Backstein strahlt Ruhe aus und steht für eine die Zeiten überdauernde Baukultur.

Klare Details und schlichte Formgebung standen dagegen beim Wohnungsbau-projekt„Lakerlopen“ in Eindhoven (biq stadsontwerp bv, Rotterdam, 2. Preis, 3 000 €) im Vordergrund. Die Gebäude passen sich dem Stil der Umgebung an und fügen sich so zurückhaltend in die Bestandsbebauung ein.

Das im Stil der frühen Moderne erbaute Einfamilienhaus in Münster (hehnpohl architektur, Münster, 3. Preis, 2 000 €) hat eine einfache, deutliche Struktur, die eine hohe Effizienz für die Nutzung erzeugt. Der Backstein bestimmt zwar die gesamte monolithische Form des Baukörpers, angewendet nimmt er sich aber auf die handwerkliche Qualität zurück.

Die Bedeutung des Backsteins als Material wird in dem Ausbildungszentrum, das in Ruanda aus vor Ort gebrannten Ziegeln entstand, deutlich. Dank der Regionalität des Materials, seiner universellen Einsetzbarkeit, seiner überragenden bauphysikalischen Eigenschaften und seiner Langlebigkeit können solche Projekte wie dieses überhaupt erst umgesetzt werden. So entwickelt sich die gekonnt am Bedarf orientierte Architektur mit ihrer konsequenten Linienführung und den sorgfältigen Details zu einem großen Statement für das Bauen mit Backstein, das der Jury einen Sonderpreis wert war (Education Center Nyanza, Ruanda, Dominikus Stark Architekten, München, Sonderpreis, 1 000 €).

Eine gelungene Kombination von Nachhaltigkeit und Innovation im Gewerbebau und damit ein Vorbild für das, was in deutschen Industriegebieten möglich ist, stellt der Neubau eines Bauhofs in Haslach im Kinzigtal dar (harter + kanzler Architekten, Haslach, Sieger in der Kategorie „Büro- und Gewerbebau“).

Mit dem Neuen Museum in Berlin beteiligte sich eines der bekanntesten deutschen Sanierungsprojekte der letzten Jahre am Wettbewerb (Neues Museum in Berlin, David Chipperfield Architects, Berlin, Sieger in der Kategorie „Sanierung“). Das Projekt verdeutlicht das vielschichtige kreative Potenzial des Backsteins: Altes geht in Neues über, wiederverwertete Abbruchziegel ergänzen den Bestand, zeigen alte Wunden auf und werden zugleich zu zeitgemäßen Formen zusammengefügt.

Die Siedlung „Edge of Town“ (Wingender Hovenier, Amsterdam, Sieger in der Kategorie „Passivhaus“) mit ihren 42 Null-Energie-Häusern wirkt zunächst wie ein unauffälliger Altbestand. Die klare, zurückhaltende Formensprache in Verbindung mit geneigten Dächern lässt sie auf gewisse Weise zeitlos werden. Erst auf den zweiten Blick überraschen moderne Proportionen, große Fensterflächen und vielseitig ausdetaillierte Fassaden. Hier ist deutlich zu erkennen, dass der Baustoff Backstein und der Standard eines Passivhauses keinen Widerspruch darstellen.

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