Die italienische Ziegelindustrie und ihre Zukunft

Das Ergebnis des Jahres 2009 konfrontiert uns unerbittlich mit der Krise, die die gesamte Branche schon seit geraumer Zeit fest im Griff hat: Die Hälfte der Produktionskapazitäten blieb in 2009 völlig ungenutzt. Werksschließungen, Produktionsunterbrechungen und geringe Anlagenauslastung in der italienischen Ziegelindustrie haben dazu geführt, dass gegenüber 2008 ein Produktionsrückgang um weitere 32 % verzeichnet werden musste, je nach Produktgruppe zwischen –20% bei den Dachziegeln bis hin zu –56 % bei Hourdisteinen und -blöcken.

Stellt man den aktuellen Zahlen die Produktionsniveaus der Jahre vor Beginn der Krise gegenüber, so ist die Gesamtmenge von ca. 20 bis 21 Mio. Tonnen auf 12 Mio. Tonnen im Jahr 2009 gesunken und liegt damit sogar noch unter den bisherigen absoluten Negativrekorden (15 bis 16 Mio. Tonnen), die in den Jahren 1965, 1985 und 1997 verzeichnet wurden.

Am Horizont sind schwache Signale einer Besserung absehbar, die sich auch in den Prognosen der Experten widerspiegeln. Diese positiven Trends sind jedoch eher auf den unerschütterlichen Glauben an den so sehr herbeigesehnten Aufschwung zurückzuführen als auf konkrete Zahlen.

Wenn wir konsequent sein wollen, müssen wir auch ehrlich und vernünftig die Vorhersagen zur Kenntnis nehmen, die hinsichtlich der zukünftigen Marktszenarien uns ganz klar vor Augen führen, dass

› die Entscheidungen von Bauherren und Planern in immer größerem Umfang von Energie- und Umweltaspekten geleitet werden

› der Endverbraucher eine größere Rolle bei der Wahl der am besten geeigneten Baulösung einnehmen wird

› Bildung und Ausbildung wesentliche Kriterien in der „darwinschen“ Auslese von Baustoffen und -systemen spielen werden

› schnellere Bauzeiten und größere Sicherheit auf den Baustellen ein reiferes und gezielteres Verantwortungsbewusstsein erforderlich machen

› die zahlreichen zu renovierenden bzw. sanierenden Gebäude den mengenmäßig bedeutendsten Markt der Zukunft darstellen werden

› Forschung und Innovation die Faktoren sein werden, mit denen wir Lösungen und Vorschläge entwickeln müssen, die uns schnell an unsere Ziele führen

› entsprechende Finanzierungsmittel und Investitionen in neue Produktionstechnologien und Personal notwendig sind, um den erhofften wirtschaftlichen Aufschwung zu lenken und aufrechterhalten zu können

 

An dieser Stelle ist es unser Recht und unsere Pflicht zu fragen, mit welchen Antworten, welchen Produkten, welchen Strategien die Ziegelindustrie aufwarten wird, um auch künftig eine Rolle auf den umkämpften Märkten zu spielen, um sich in dieser gerade vor sich gehenden, unvermeidlichen Entwicklung zu behaupten.

 

Catervo Cangiotti

Präsident Andil (Verband der italienischen Ziegelindustrie)

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