MauerwerksAkademie

Mauerwerkstage 2023

Unter dem Motto „Das Bauen muss nachhaltiger werden“ fanden zwischen dem 2. und 16. Februar 2023 die Mauerwerkstage der süddeutschen Ziegelindustrie an mehreren Veranstaltungsorten in Präsenz sowie als Online-Seminar statt. Insgesamt 650 Teilnehmer nahmen an den drei Präsenz- und einer Hybridveranstaltung teil. Die Ausrichter der Weiterbildungsveranstaltung für Bauingenieure, Architekten und Bauunternehmer, die Initiatoren der MauerwerksAkademie, zeigten sich vom Ablauf und Zuspruch sehr zufrieden. Die MauerwerksAkademie veranstaltet als gemeinsame Plattform von Hörl+Hartmann, mit den Ziegelwerken in Dachau, Gersthofen, Klosterbeuren, Deisendorf, Bönnigheim und Hainburg sowie dem Ziegelwerk Bellenberg neben den süddeutschen Mauerwerkstagen auch eine Vielzahl weiterer Fachschulungen.

„Die Relevanz nachhaltigen Bauens beherrscht die aktuelle Diskussion unserer Branche“, sagt Markus Wiest, Geschäftsführer des Ziegelwerks Bellenberg. „Dieser Mauerwerkstag hat die verschiedenen Handlungs- und Sichtweisen unterschiedlicher Akteure gezeigt und allen Teilnehmern interessante Denkanstöße geboten“. Stolz ist Wiest vor allem auf die hohe fachliche Qualität und Neutralität.

„Unser Konzept, Vorträge von hoher fachlicher Qualität und Neutralität anzubieten, kommt bei den Fachleuten bestens an und wird als wertige Fortbildung wahrgenommen“, sagt Geschäftsführer Matthias Hörl von Hörl+Hartman.

Von der Energieeffizienz zur Nachhaltigkeit

Dipl.-Ing. Architekt Stefan Horschler, Inhaber des Büros für Bauphysik (Hannover), setzte sich mit der seit Jahresbeginn gültigen Änderungsnovelle zum Gebäudeenergiegesetz (GEG) auseinander. In unterschiedlichen Berechnungsbeispielen verglich er neue und alte Nachweisverfahren. Mit Blick auf die zum 1. März 2023 in Kraft getretene Förderung klimafreundlicher Neubauten (KFB) stellte er die derzeit gängigen Nachhaltigkeitsbewertungs-Systeme vor, die seiner Einschätzung nach in der praktischen Umsetzung „viel Verwaltungsaufwand mit zum Teil wenig Sinn“ für Planer bedeuten würden. Sein Apell galt daher der notwendigen Einführung eines „deutlich vereinfachten Bundesverfahrens“, was unter den Teilnehmern große Zustimmung fand.

Im Anschluss widmete sich die Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer Prof. AA Dipl. Lydia Haack im Rahmen eines Interviews der Notwendigkeit von einfacherem, schnellerem, preiswerterem und nachhaltigerem Bauen aus Architektensicht. Haack verwies in diesem Zusammenhang auf den von der Bayerischen Architektenkammer initiierten Gebäudetyp E. Gemeinsam mit dem bayerischen Justizministerium wird an einem Vorschlag gearbeitet, Vorhaben des Gebäudetyps E auch zivilrechtlich von bauordnungsrechtlich nicht geforderten Normen zu entlasten, indem sie vertraglich zwischen Bauherr und Architekt vereinbart werden können.

Graue Energie und Nutzungsdauer

Prof. Dr.-Ing. Andreas Holm, Dozent an der Hochschule für angewandte Wissenschaften und geschäftsführender Institutsleiter des FIW (München), beleuchtete in seinem Vortrag die Begrifflichkeit der Grauen Energie und deren Relevanz als wichtigem Kennwert für die ökologische Bewertung. Er verwies auf die nicht eindeutige Begriffsdefinition und verdeutlichte die noch aufwändige Bestimmung und wenig gegebene Vergleichbarkeit. Seiner Auffassung nach müsse „immer die Gesamtenergiebilanz über den ganzen Lebenszyklus eines Gebäudes betrachtet werden.“ Seitens der Bauprodukthersteller stehen Ökobilanzdaten in Form von Umweltproduktdeklarationen beispielsweise in der Ökobaudat mit hoher Datenqualität zur Verfügung. Eine ausschließliche Betrachtung von Einzelkomponenten teils verbunden mit der Skepsis gegenüber dem Nutzen gewisser Baustoffe sei laut Holm jedoch nicht zielführend. Die Bedeutung der Energie für die Herstellung von Bauprodukten gegenüber dem Bedarf an Raumwärme steige zwar an. Letztendlich sei aber der Gebäudebetrieb auch mit Blick auf die Dauer der Nutzung entscheidend.

Material – das neue Gold

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) Prof. Amandus Samsøe Sattler sah in seinem Vortrag nachhaltiges Bauen als Chance. Material sei das „neue Gold“ weshalb auch eine zirkuläre Produktivität an Bedeutung gewinnen würde. Anhand verschiedener Beispiele stellte er teils visionäre Projekte aus seinem Tätigkeitsumfeld vor. Mit vorausschauender Planung können beispielsweise Bauteile von alten Gebäuden lange vor einem geplanten Abriss katalogisiert und der Weiterverwertung zugeführt werden.

QNG – lähmende Zertifizierung

Eine klare Botschaft zur NH-Klasse und dem Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) kam vom technischen Bauberater des Ziegelwerk Bellenberg, Thomas Mauer hinsichtlich der geforderten allgemeinen und besonderen Anforderungen an die ökologische, soziokulturelle und ökonomische Qualität von Gebäuden: „Die Ziegelbauweise erfüllt sämtliche Nachhaltigkeitskriterien bereits seit vielen Jahren problemlos. Aktuell scheitert die aufwendige Zertifizierung der Gebäude an nicht verfügbaren Auditoren.“ Die derzeitige Situation sei vor allem auf einen viel zu kurzen Vorlauf für die Umsetzung zurückzuführen.

Wie man nicht vor dem Richter landet

Zum Abschluss des Mauerwerkstags vermittelte Prof. Jürgen Ulrich, Vorsitzender Richter am Landgericht Dortmund im Ruhestand und Mitglied des Landesjustizprüfungsamtes im Justizministerium NRW, juristisches Basiswissen für Bauunternehmer und kommentierte auf unterhaltsame Art aktuelle Urteile teils mit dem Hinweis, wie gerichtliche Verfahren vermieden werden könnten.

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