Die serbische Ziegelindustrie im Jahr 2008

Der Beitrag beschreibt die Situation der serbischen Ziegelindustrie im Jahr 2008. Neben einem Überblick über die Produktions- und Verkaufszahlen werden auch aktuelle Fragen und Probleme erläutert und ein Ausblick auf das laufende Jahr gegeben.

 

1 Einleitung

Eine Analyse der Entwicklungstrends der serbischen Ziegel- und Dachziegelindustrie 2008 zeigt folgende Ergebnisse:

zurückgehende Umsätze auf dem Binnenmarkt

zunächst gestiegene Exporte in die Nachbarländer, vor allem nach Rumänien, dann ein plötzlicher Einbruch der Exporte im Dezember 2008

Verbesserung der Produktqualität aufgrund höherer Markt­anforderungen

Existenz einer „Schattenwirtschaft“, meist unter Umgehung der Mehrwertsteuer, die einen illegalen Wettbewerb nach sich zieht

drastische Steigerung des Erdgaspreises

Erholung der Preise sowohl für Exportartikel als auch auf dem Binnenmarkt

Es existiert eine große Anzahl von Ziegelherstellern

erste spürbare Auswirkungen der Finanzkrise auf die Ziegelbranche und damit verbundene Produktionsstopps vieler Anlagen zum Jahresende

 

2 Produktion

»Tabelle 1 zeigt die Produktionszahlen für das Jahr 2008. Daraus geht ein Produktionswachstum für Wand- und Deckenelemente von 3 % hervor. Im Gegensatz dazu war bei Dachziegeln ein Rückgang von 9 % zu verzeichnen. Dieser Produktionsrückgang, bereits seit mehreren Jahren beobachtbar, ist hauptsächlich im rückläufigen Wohnungsbau sowie in der Konkurrenz anderer Baustoffe, wie Gipskartonplatten, Porenbeton-Produkte und DEMIK-Fassadenelemente, begründet.

Betrachtet man die Entwicklung der einzelnen Produktgruppen, so belegen die Zahlen einen Produktionsrückgang für Hohl- und Verblendziegel im Normalformat. 

Der Export hatte einen Umfang von 858 110 t – das entsprach einem Warenwert von 87 Mio. US-Dollar. Wie bereits erwähnt, war Rumänien das wichtigste Exportland, gefolgt von Montenegro, Bulgarien, Bosnien und Herzegowina ­sowie Mazedonien. Die vorherrschenden Exportgüter sind „Giter“-Blöcke und Dachziegel sowie mit Abstrichen auch Hohlziegel und Deckenelemente, die vor allem im Kosovo nachgefragt werden. Gingen früher 15 bis 20 % der serbischen Produktion in den Kosovo, sind es heute nur noch knapp 5 % der Gesamtproduktion.

Neben den erwähnten Ursachen gibt es einen weiteren Grund für die gesunkene Nachfrage – der bestehende Mangel an Maurern, ohne die Ziegelprodukte gar nicht eingesetzt werden können. 

Ein zweites interessantes und charakteristisches Merkmal des Marktes ist die Fertigung von Blöcken kleiner Ab­messungen. Dies hat zwei Ursachen: Erstens besteht derzeit keine Nachfrage nach großformatigen Blöcken, und zweitens ist es aus technologischer Sicht einfacher, kleinformatige Blöcke herzustellen. Für den rumänischen Markt besteht das Sortiment aus Blöcken der Maße 29 x 19 x 19 cm,
25 x 25 x 19 cm sowie 29 x 25 x 19 cm. Auf dem Binnenmarkt dagegen besteht kein Interesse an diesen Produkten.

 

3 Energie

Obwohl die Rohölpreise auf dem Weltmarkt drastisch gefallen sind, ist der Schwerölpreis in Serbien diesem Sturz nicht gefolgt. Insbesondere betrifft das die Preisrelation von schwefelarmem Mittelöl und normalem Mittelöl. Betrug die Differenz zwischen diesen beiden Ölsorten bisher 2 ­Dinar (ca. 0,02 !), so stieg sie im Dezember auf 10 ­Dinar (ca. 0,11 !). Außerdem hat man das Gefühl, dass die Staatliche Monopolfirma NIS keine Anstrengungen zur Verringerung der Luftverschmutzung durch giftige Abgase, SO2 und andere unternimmt. Der Ziegelverband hat eine Erklärung dafür gefordert, leider haben weder die NIS noch die Behörden, z. B. das Bergbau- und Energieministerium oder das Umweltministerium, eine Antwort darauf gegeben. Das zeigt, dass das Monopol stärker ist als die Regierung.

Auf dem 5. Kongress der serbischen Ziegelindustrie wurden Lösungen für die Anwendung von Petrolkoks als Ersatzbrennstoff bei der Ziegelherstellung präsentiert, bisher wird Petrolkoks in der Ziegelindustrie noch nicht eingesetzt. Im Ziegelwerk Nasa Sloga in Kovin laufen die Vorbereitungen für dessen Einsatz. Damit folgt die Ziegelindustrie dem Vorbild der Zementindustrie sowie der Feinkeramik – alle Zement­werke in Serbien setzen Petrolkoks als Ersatzbrennstoff ein. Vermutlich werden bei der Einführung dieses Brennstoffes ein paar Probleme im Zusammenhang mit der erhöhten Feuchte nach dem Mahlprozess auftreten. Jedoch werden sowohl die Umsatzprobleme als auch die hohen Energiepreise und die Auswirkungen der Finanzkrise einen Schub für die Anwendung alternativer Brennstoffe bewirken – besonders jetzt, da die Energiekosten höher als die Lohnkosten sind.

 

4 Anwendung des Bergbaugesetzes

Auf dem 5. Kongress der Ziegelhersteller wurden klare Aussagen hinsichtlich des Bergbaugesetzes und seiner Anwendung gemacht, die an das verantwortliche Ministerium weitergeleitet wurden. Diese behandeln die Punkte, die in dem neu zu erlassenden Gesetz geregelt werden sollten. Ein unlogisches Element bei der Anwendung des Bergbaugesetzes ist z.B., dass jedes Ziegelwerk einen Bergbauingenieur beschäftigen muss. Für einen Untertageabbau wäre das sinnvoll, aber für die Ziegelbranche ist dies unverständlich. Es ist kein anderes europäisches Land mit einer ähnlichen Regelung bekannt.

Der serbische Ziegelverband fordert, dass die Gesetzgebung für geologische Erkundungen, den Bergbau und verwandte Rechtsgebiete von der EU-Gesetzgebung übernommen werden und eine Übergangszeit für die Anwendung dieser Regelungen festgelegt wird – und zwar, ohne das Rad neu zu erfinden.

 

5 Qualität und Standardisierung

Die Verbesserung der Produktqualität ist auf die Einflüsse des Marktes zurückzuführen. Im Jahr 2008 widmeten die Hersteller, bedingt durch die gestiegenen Ausfuhren, der Qualität ihrer Produkte eine höhere Aufmerksamkeit. Der Markt wird zunehmend anspruchsvoller, und man hat den Eindruck, dass die große Mehrheit der Käufer Wert auf Qualitätsprodukte legt. Durch Mundpropaganda ist bekannt, welche Firmen über gute Erzeugnisse verfügen und bei welchen die Lieferung möglicherweise fehlerhafte Produkte enthält. Weitere Verbesserungen sind hinsichtlich des Einsatzes von hoch­wertigen Paletten und der Verpackung mit geeigneter Folie erforderlich, da die Stretchfolie häufig nicht für die Transportvorgänge geeignet und außerdem wetteranfällig ist.  

Der Normenausschuss des Instituts für Standardisierung ist dem Vorschlag zur Übernahme der Europäischen Ziegelnorm EN 771-1 gefolgt und plant nun auch die Anerkennung weiterer Normen auf dem Gebiet des Mauerwerksbaus. Probleme mit der Europäischen Ziegelnorm werden nicht erwartet, zumal diese beim Export der Ziegelprodukte nach Bulgarien und Rumänien bereits angewendet werden. Die ­Europäischen Normen unterscheiden sich von denen der Planwirtschaft bereits in ihrem Ansatz. Durch die Europäischen Normen ist klar festgelegt, wie das Zertifikat erteilt wird und, dass nur der Hersteller für die Gewährleistung verantwortlich ist – auf Grundlage der Erklärung und des CE‑Zeichens, das dem Produkt beigelegt wird. Die zertifizierende Organisation kontrolliert das Werk auf Grundlage eines spezifizierten Systems. Es besteht der Eindruck, dass die Verantwortlichen des Instituts die Anerkennung der Europäischen Normen behindern. Dies ist durchaus verständlich, wenn man bedenkt, dass ihr Interesse in einer Überprüfung aller Sortimente zweimal pro Jahr besteht, was mit Übernahme der Europäischen Normen hinfällig werden würde.

Der Verband hat bei den Herstellern für die Einrichtung von Produktprüfstellen mit der notwendigen labortechnischen Ausrüstung geworben – allerdings noch ohne Resonanz der Ziegelhersteller. Da für die Errichtung solcher Produktprüfstellen Kapital notwendig ist, wäre es effektiver, zunächst eine Prüfstelle einzurichten, die mehrere Firmen in einer Region für Tests nutzten können.

Jedes Unternehmen hat ein Handbuch zu Verfahren, Zeit und Häufigkeit der Kontrollen, zu Rohmaterial, ­Formgebung, Trocknung, Brennen, Verpackung und Endprodukt anzulegen. Nach der Kontrolle erfolgt eine Dokumentation – diese ist die Grundlage dafür, dass der autorisierte Mitarbeiter die Verantwortung für das ausgelieferte Produkt übernimmt. Die zertifizierende Organisation kontrolliert die Produktprüfstelle gelegentlich oder ständig. Werden dabei Fehler festgestellt, wird anhand der Dokumentation geprüft, welche Maßnahmen zur Fehlerbeseitigung ergriffen worden sind, um welche Mengen es sich handelt, und was mit den fehlerhaften Produkten passiert ist (als Abfall verkauft, entsorgt oder auf Lager gelegt). 

 

6 Markt und Preise von Ziegelprodukten

Die Analyse der Verkaufszahlen von 2008 ergibt etwa das gleiche Niveau wie im Jahr 2007. Insgesamt wurden 935 Mio. NF Wand- und Deckenelemente und 163 Mio. Dachziegel verkauft. Davon gingen 670 000 t in den Export – dies waren 400 Mio. NF Wand- und Deckenelemente und 68 Mio. Dachziegel. Das ergab eine Exportrate von etwa 37 % der Gesamtproduktion des Jahres 2008. Aus diesen Zahlen kann man schließen, dass sich die serbische Ziegelindustrie ohne Export in einer schwierigen Situation befände.

Betrachtet man die erzielten Preise, so ist erkennbar, dass der Markt in der zweiten Jahreshälfte die realistischeren Preise bestimmt hat. Gegenwärtig scheinen zwar einige Hersteller die Preise zu verringern, jedoch ist dies im Moment nicht Besorgnis erregend. Der Verband erwartet keine Fortsetzung dieses Trends, zumal gar kein Raum dafür vorhanden ist.

Der Verband empfiehlt, den Preis für einen Block von 25 x 19 x 19 cm auf dem Niveau von 25 Dinar (0,28 €) zu halten. Bei diesem Preis ist eine Kostendeckung möglich, trotz zurück gehender Auslastung. Beim Export ist von geringeren Preisen auszugehen, was mit der Abwertung nationaler Währungen (z. B. des rumänischen Lei) zusammenhängt.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die serbische Ziegelindustrie ihre Produkte erfolgreich auf dem Binnenmarkt und im Export verkauft hat. Für das Jahr 2009 wird nicht von den hohen Exportzahlen wie im vergangenen Jahr ausgegangen, besonders aufgrund der gegenwärtigen Finanzkrise. Es wird ein weiterer Anstieg der Preise für Gas, Heizöl und Strom erwartet. 2009 werden sicher auch keine Lohnsteigerungen zu erzielen sein.

 

 

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