Neue Perspektiven für nachhaltiges Bauen mit Keramik in den Niederlanden

Erfolgreicher „Tag der Baukeramik“ in Amsterdam

Der am 19. April vom niederländischen Keramik-Verband VKO (Stichting Verenigde Keramische Organisaties) und dem SBR (Stichting Bouwresearch) veranstaltete „Tag der Bau­keramik“ umfasste ein breites Vortragsprogramm. Rund 170 Architekten, Projektentwickler, Mitarbeiter von Baubetrieben und Ingenieurbüros, Studenten und Branchenvertreter informierten sich im Roders Wijnterminal, einem historischen Lagerhaus, über die Neuig­keiten der keramischen Branche. Die Vorträge wurden durch eine Ausstellung von Keramikproduzenten und Dienstleistungsbetrieben begleitet, so dass die Teilnehmer sich direkt bei den Herstellern informieren konnten.

Dr. Dick Tommel, Vorsitz­ender von VKO, begrüßte die Gäste und äußerte die Hoffnung, dass die Teilnehmer die Tagung mit vielen neuen Erkenntnissen verlassen würden. Er betonte, dass es für VKO sehr wichtig sein, sich für alles einzusetzen, was die Zukunft der Keramik­industrie unterstützt.

Anhand von vielen Architekturbeispielen setzte sich Jos van Eldonk, Soeters van Eldonk Architecten, mit dem Dialog zwischen Menschen und Bauten auseinander. Gerade Backsteinarchitektur kann mit abwechslungsreichen Gestaltungsmöglichkeiten die Menschen begeistern, sei es mit Relief, der Fugen- oder Fenstersturzgestaltung, mit variierenden Verlegeverbänden, vorgefertigten Ziegelfertigteilen u.a. Wichtig sei es, eine Stadt lebendig zu machen, sodass Menschen gern in ihr leben. Mit eindrucksvollen Vorher-Nachher-Beispielen, wie dem Stadthaus von Gouda oder der „Kessler Stichting“ in Den Haag, untermauerte er seine Thesen.

Eine sehr interessante Rede zum Bauen in den Niederlanden hielt Dr. Nico Rietdijk, Geschäftsführer des niederländischen Dachverbandes der Projektentwickler und Bauunternehmer (NVB). Den Vortrag, der sich mit den Einflüssen auf das Bauen von Eigentum beschäftigt, können Sie unter www.zi-online.info nachlesen.

Die bekannte Architektin Marlies Rohmer (Architectenbureau Marlies Rohmer) brachte es auf den Punkt: Als Architekt baut man auch für die nächste Generation! Ihr ist besonders die Veranker­ung der Bauten im sozialen Kontext wichtig. Ein schönes Beispiel dafür seien die Amsterdamer Grachtenhäuser, wo sich die Menschen gern vor der Haustür zusammensetzen. In den meisten Fällen handelt es sich um Patchwork-Modelle von alten und neuen Bauten, die zusammenpassen und harmonieren müssen. Rohmer präsentierte mit dem multikulturellen Zentrum von Amsterdam ein gelungenes Beispiel, in dem verschiedenartige Anforderungen gekonnt unter einem Dach dargestellt wurden.

Am Nachmittag wurden dann in zwei Sessions die Themen „Nachhaltigkeit“ und „Innovation“ behandelt. Prof. dr. ir. Anke Hal, TU Delft/Nyenrode, betonte z.B., dass sich nicht nur der Kontext des Bausektors ändere, mit neuen Normen und Businessmodellen. Auch das Streben nach „Nachhaltigkeit“ und der Anspruch „Qualität“ zu kreieren, beeinflusse das Bauen. Die wichtigste Frage sei immer: „Was wollen die Menschen?“

Martin Jansen, Architecten Alliantie, berichtete über den Bau von Passivhäusern und stellte deren Prinzipien und Anforderungen an diese vor.

Erfolgreiche Projekte mit neuen baukeramischen Produkten präsentierte Jurgen van Staaden, Santman Van Staaden Architecten. Beispiele dafür sind das Click-Brick-System von Daas Backsteen oder auch senkrecht vermauerte Verblender.

Mit dem Einsatz von recy-celten Ziegeln beschäftigten sich Erik Slangen, Koppert + Koenis Architecten, und José Maase, Koninklijke MOSA. Sie stellten den Kreislauf vom Rohstoff zum gebrauchten Produkt wieder hin zum Rohstoff vor und gingen auf das Thema „CO2-freies Bauen“ ein.

Prof. dr. Jacqueline Cramer, RUU/UCAD, rief die Anwesenden dazu auf, bewusst sparsam mit Energie und Rohstoffen umzugehen. Eine der bedeutendsten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts sei die ökologische und effektive Produktion. Auch in Ländern wie China, Indien, Brasilien usw. sei ein Trend zur Nachhaltigkeit zu verzeichnen. Notwendig sei es, vom defensiven zum innovativen Verhalten zu wechseln, dieses umschließe Punkte wie Kostenreduktion, Erhöhung des Marktanteils und der Innovationskraft, Verminderung von Risiken und Verbreiterung des Produkts- bzw. Dienstleistungs-angebotes. Als das seien Grundlagen für Innovationen in der Baukeramik, die auf eine lange Tradition zurückblicken kann.

Zum Abschluss der Tagung stellte Dr. Johann van de Gronden, WWF, die „Symbiose von Bauen und der Natur“ vor.

Beim abschließenden „Häppchen“-Empfang bot sich die Möglichkeit, in vertiefenden Gesprächen die verschiedenen Vorträge weiter zu vertiefen.

Dipl.-Ing.  Anett Fischer

 

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