TBE Tagung über Umweltproduktdeklarationen (EPD) in Brüssel
Immer häufiger, sei es im EU-Raum oder darüber hinaus, kommen EPD in der Bauindustrie zur Anwendung. Dieser vermehrte Einsatz ist eine Konsequenz von einerseits gesetzlichen Anforderungen und anderseits einer größeren Verbreitung von freiwilligen EPD-Programmen. Am 28. Februar 2012 hat der europäische Ziegelindustrieverband TBE eine Veranstaltung zu Produktkategorieregeln (PCR) durchgeführt.
Für einen Hersteller ist es heute nicht länger vertretbar, einfach zu behaupten, dass das eigene Produkt nachhaltig sei. Transparente Bewertungs- und Überprüfungsverfahren unter Zuhilfenahme von EPD werden zum Standard. Die EPD werden nach den Vorgaben der verschiedenen europäischen EPD-Programme erstellt und von Dritten verifiziert. Die sogenannten Produktkategorieregeln (PCR) sind die Eckpfeiler einer EPD. Die PCR geben die Regeln und Berechnungsmethoden für die Erstellung der Datensätze und für die Präsentation der Ergebnisse vor.
CEN (Europäisches Komitee für Normung) TC 350 hat vor Kurzem eine Reihe von Normen veröffentlicht, darunter die EN 15804 „Nachhaltigkeit von Bauwerken – Umweltproduktdeklarationen – Grundregeln für die Produktkategorie Bauprodukte“. Diese Europäische Norm liefert grundlegende Produktkategorieregeln (PCR) für Typ III Umweltdeklarationen für Bauprodukte und Bauleistungen aller Art.
EPD-Programme
In einigen EU-Mitgliedsstaaten wurden eigene EPD-Programme entwickelt. In anderen wird ein Nachweis der Nachhaltigkeit verlangt. Die Anwendung von unterschiedlichen PCR in den verschiedenen EPD-Programmen verhindert, dass EPD nach gemeinsamen Standards erstellt werden. Außerdem sind verschiedene generische Daten erhältlich. Weiterhin wird von-seiten der EU noch eine Methode für den „ökologischen Fußabdruck“ eines Gebäudes entwickelt. Es muss abgewartet werden, ob diese Methode als Ergänzung oder als Ersatz für die bestehenden Normen gesehen wird.
Die von TBE organisierte Tagung, zahlreich vertreten waren nicht nur Vertreter der Baustoffindustrie, sondern auch Vertreter aus anderen Industriezweigen und von NGOs, ist ein Meilenstein in der laufenden Diskussion und Einführung der EN 15804. Die Thematik wurde in Vorträgen von Pavel Misiga (DG Umwelt der Europäischen Kommission), Eric Gravier (inies, Frankreich), Anita Ory (Wienerberger Belgien), David Pennington (EC Joint Research Centre), Roland Hischier (Ecoinvent), Johannes Kreißig (für Institut Bauen und Umwelt e.V.) und Chris Hamans (European Sustainability Consulting) behandelt. Die Vorträge und weitere Informationen über die Tagung finden sich auf: http://www.tiles-bricks.eu/en/events/2012-pcr-stakeholder-workshop-28-february.
Aus Sicht der Teilnehmer lässt sich die Tagung wie folgt zusammenfassen:
› Die TBE-Tagung kann als Anfang eines absolut notwendigen Prozesses gesehen werden
› In den EU-Mitgliedsländern werden LCA/EPD-Systeme ohne Koordination oder gemeinsame EU-weite Basis entwickelt
› Es besteht die dringende Notwendigkeit, EU-weit LCA/EPD-Systeme zu harmonisieren, besonders im Hinblick auf Hintergrunddatenbanken und Indikatoren
› Der Industrie steht ein langer Weg in Bezug auf Ökobilanzen bevor
› Bei Baustoffen handelt es sich um Zwischenprodukte, die Bestandteil der ökologischen Qualität eines Gebäudes sind. Der Einfluss von Baustoffen muss folglich auf Gebäude-ebene gemessen werden, um jeglichen Missverständnissen oder falschen Schlussfolgerungen vorzubeugen