Neue De-Boer-Anlage zur Herstellung von Handform-Riemchen

Den niederländischen Begriff „Keramiktapete” gibt es schon seit vielen Jahrzehnten. Er bringt in erster Linie zum Ausdruck, dass eine Wand neben ihrer rein konstruktiven auch eine ästhetische Funktion hat. In den meisten Fällen hat eine solche „­Keramiktapete“ eine Dicke von ca. 100 mm. Eine eigentliche Tapete aber ist höchstens 1 mm dick und aufgerollt. Die niederländische Firma De Boer Machines hat ein neues System entwickelt, mit dem Riemchen hergestellt werden können, deren Dicke einer Tapete etwas näher kommt, die aber vom Aussehen her identisch mit den 100 mm starken Verblendern sind.

Die dünnsten mit der De- Boer-Anlage produzierten Riemchen sind inzwischen nur noch 10 mm dick und damit halb so stark wie ein von einem Vollziegel abgeschnittenes Riemchen, bei dem die Mindestdicke zumeist 20 mm beträgt. Das Schneiden von Riemchen aus Vollziegeln ist aufwendig und kostspielig. Zunächst wird ein normaler Ziegel produziert und dann in zwei Riemchen geschnitten. Das Sägen ist teuer, die Kapazitäten sind begrenzt, die Verluste hoch (bis zu 30 % der Verblender brechen) und die Sägeblätter müssen oft ersetzt werden. Weitere Nachteile liegen im Bereich des Umweltschutzes, insbesondere durch die hohe Lärmbelastung und die Abfallmenge. Ca. 40 % des Ziegels werden verwendet und die anderen 60 % entsorgt, was angesichts steigender Kosten für Rohstoffe und Energie, insbesondere beim Trocknen und Brennen, umso unerfreulicher ist.

Die neu entwickelte Formgebungsmethode bietet hingegen zahlreiche Vorteile, wie einen geringeren Energie- und Materialverbrauch pro m² und keine zusätzlichen Kosten für das Schneiden.

Die mit der Anlage von De Boer Machines hergestellten Riemchen sehen aus wie normale Weichverpressungsverblender. Grund dafür ist, dass die Formgebungsmaschinen, wie z.B. ein Pressenblock zum Formen von normalen Vormauerziegeln und Handformatic, ein System von Hubert und Aberson zum Herstellen von handgeformten Ziegeln, fast identisch mit den Füllsystemen auf den traditionellen Weichpressanlagen von De Boer sind.

Der größte Unterschied zwischen einer traditionellen Anlage und der neuen Riemchenanlage von De Boer liegt in der Formenkette. 1947 brachte De Boer eine Formenkette mit beweglichen Böden auf den Markt, die eine größere Zuverlässigkeit und eine höhere Produktivität mit sich brachte. Auch die neu entwickelte Formenkette ist ­äußerst zuverlässig, verfügt aber nicht über bewegliche Böden, sondern über klappbare Seitenteile in den Formenboxen. Über der Formenkette befindet sich ein Schneidesystem, das den Formling im Formenbehälter in drei Teile schneidet: zwei dünne Streifen Ton an den Seiten des Formenhohlraums und einen dickeren Tonbatzen dazwischen.

Durch die Klappseiten können die Verblender nach außen geklappt und das mittlere Stück so entfernt und wieder in den Mischer zurückgeführt werden. Wie bei den Standardmaschinen werden auch hier Trockenbleche auf die Verblender gelegt. Sie werden am Boden der Formenkette mithilfe des Auf- und Abmechanismus entfernt. Das Fehlen von beweglichen Böden, die sicherstellen, dass die Ziegel aus den Formen herausgelöst werden, wird durch eine geringfügig verlängerte Auslösezeit kompensiert.

Beim Einsatz von Riemchen ist der Materialbedarf pro m² Wandfläche wesentlich geringer als beim Einsatz normaler Verblender. D.h., die Kosten für hochwertigere Tone und Additive sind im Vergleich zur Verblenderproduktion auf gewöhnlichen Ziegelpressen niedriger. Daher kann ein breites Farbspektrum produziert werden, ohne dass die Kosten für das Grundmaterial exorbitant hoch wären.

Mit diesem Produkt kann ein neuer Markt erschlossen werden. Die Nachfrage nach Verblendern wird in der nahen Zukunft nicht nur in den Niederlanden, sondern auch auf anderen Märkten weltweit steigen. Die niederländische Stiftung „Stroomversnelling”, in der eine Reihe großer und bekannter niederländischer Bauunternehmer mit niederländischen Siedlungsgenossenschaften zusammenarbeiten, geht davon aus, dass ein großer Teil der in den 1950er bis 1980er Jahren gebauten Sozialwohnungen renoviert werden müssen.

Hier können die bestehenden Außenwände durch dicke Isolierschichten und dünnere Außenwandkonstruktionen erneuert werden – ein idealer Einsatzort für Ziegelriemchen. Mit den Ziegelriemchen bleibt das Erscheinungsbild eines typischen Ziegelbaus bestehen und es wird eine nachhaltige Lösung umgesetzt.

De Boer Machines Nederland B.V.
www.deboermachines.nl

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