Bauwirtschaft 2013/2014: Günstige Rahmenbedingungen – freundliche Perspektiven

2013 ist ein gutes Jahr für den Bausektor. Sowohl der Wohnungs- wie der Nichtwohnbau sind robust mit deutlich positiven Perspektiven, was sich auch im kommenden Jahr fortsetzen wird. So lautete das Fazit der Referenten Prof. Dr. Udo Mantau von der Universität Hamburg und Dr. Christian Kaiser, Leiter der Heinze Marktforschung auf den Baukonjunktur-Meetings der Heinze Marktforschung in Düsseldorf, Hannover, Karlsruhe und Würzburg.  
Zum 15-jährigen Jubiläum der Baukonjunktur-Meetings wichen die Celler Baumarktforscher allerdings zunächst von der bewährten Tagesordnung ab. Als hochkarätigen Gastredner konnten sie Prof. Dr. Dr. h.c. Bert Rürup gewinnen, der in seinem Grußwort ebenfalls ein positives Bild der aktuellen Konjunktur zeichnete. Er sprach von einer großen Dynamik für 2014. Der langjährige Vorsitzende des Sachverständigenrates und derzeitiger Präsident des Handelsblatt Research Institute orakelte, dass eine große Koalition in Berlin die wahrscheinlichste Konstellation sei. Gleichzeitig drückte er die Sorge aus, dass die aktuell gute Konjunkturlage und die sprudelnden Steuereinnahmen Begehrlichkeiten wecken und die Reformdynamik in den kommenden Jahren stark bremsen könnten. Es gebe aber noch genug zu tun. Insbesondere die demografische Entwicklung, die Einwanderungspolitik und die Bildungspolitik erforderten neue Antworten, um Deutschland auch in den kommenden Jahren wettbewerbsfähig zu halten.

An den Meetings Ende September nahmen 150 Unternehmensvertreter teil. Neben den Konjunkturberichten informierten die Celler Marktforscher über die Themen regionale Disparitäten im deutschen Baumarkt, die Dauer von Bauphasen bei Gebäuden im Wohn- und Nichtwohnbau sowie über die Einsatzbereiche von Kundenbefragungen.

Die internationalen Konjunkturdaten stimmen vorsichtig optimistisch
Die Konjunkturlage in der Eurozone erholt sich. Dank der deutschen Lokomotive rechnet das Institut für Weltwirtschaft (IfW) für den Euroraum im kommenden Jahr mit einem Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 1,1 % im Vergleich zu 2013. An der Spitze der Wachstumsstaaten liegt Deutschland mit einer Zunahme von 1,8 %. Es folgen Österreich (1,4 %) und Frankreich (1,1 %). Selbst Italien legt um 0,6 % zu, nachdem im aktuellen Jahr noch ein deutlicher Einbruch um 1,6 % zu verzeichnen ist. Weltweit wächst die Wirtschaft in 2014 zwar um 3,8 %, die hohen Wachstumsraten in den BRIC-Staaten scheinen aber vorerst der Vergangenheit anzugehören. Gründe dafür sind unter anderem die deutlichen Lohnzuwächse, die oberhalb der Produktivitätsrate liegen, der Protektionismus, die hohe Rohstoffabhängigkeit, aber auch Korruption, Ineffizienz und fehlende Rechtssicherheit.
 
Für Deutschland lautet die Kernbotschaft: Stabile Verhältnisse mit Wachstumspotenzial, was noch besser ist als bisher angenommen. Die günstigen Zinsen für Hypothekarkredite machen das Bauen billiger. Da sich zurzeit allerdings keine kurz- oder mittelfristigen Zinserhöhungen abzeichnen, führt dies jedoch auch zu dem Phänomen, dass der Druck auf Bauwillige, sich sofort entscheiden zu müssen, fehlt. Trotzdem nehmen die Bauinvestitionen 2013 Fahrt auf und starten 2014 mit einem Zuwachs von 3,6 % richtig durch. Auch die Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen werden deutlich um 5,2 % zulegen, genauso wie die Exporte (6,2 %) und Importe (7,0 %). Die weiteren Rahmendaten wie der steigende private Verbrauch (1,4 %), die stabile staatliche Nachfrage, das wachsende Bruttoinlandsprodukt (+ 1,8 %), der geringe Preisauftrieb und der robuste Arbeitsmarkt lassen für 2014 einen sehr optimistischen gesamtwirtschaftlichen Ausblick zu.


Wohnungsbau: steigende Nachfrage
 
Bei Eigenheimen zeichnet sich eine positive Entwicklung im aktuellen und kommenden Jahr ab. Mit 114.200 genehmigten Wohneinheiten in 2013 und knapp 120.000 in 2014 werden ordentliche Zuwächse um 7,0 bzw. 4,6 % erzielt. Deutlicher als die Einfamilienhäuser legen die Zweifamilienhäuser zu. Im Zeitraum Januar bis Juli 2013 betrug ihr Zuwachs 15,2 gegenüber 2,1 % bei Einfamilienhäusern. Insgesamt machen sie bereits ein Fünftel der Genehmigungen aus.


 
Die anhaltend niedrigen Zinsen wirken immer noch positiv auf die Eigenheimnachfrage. Sollte es allerdings zu einer Zinswende kommen, würde dies zu einem Genehmigungsschub (Vorzieheffekte) führen.

Der Mehrfamilienhausbau erlebt in diesem und im kommenden Jahr einen kräftigen Aufschwung. Für 2013 rechnet die Heinze Marktforschung mit einer Zunahme von knapp 16 % auf 122.800 Wohneinheiten im Vergleich zum Vorjahr. Für 2014 wird es noch einmal um ca. 15 % nach oben gehen. Diese Gebäudegruppe wird nach Einschätzung der Celler Marktforscher noch für einige Jahre ein Wachstumspotenzial aufweisen und kann ein Niveau von 150.000 Wohneinheiten erreichen.
Gründe dafür sind der Zug in die Innenstädte und die aktuelle Wirtschaftsemigration aus Südeuropa. 2012 zogen 1,09 Mio. Menschen nach Deutschland,712.000 verließen das Land. Außerdem nehmen die Anteile der Ein- und Zwei-Personen-Haushalte zu.  
Bei Ein-Personen-Haushalten beträgt der Anteil der Mieter in Mehrfamilienhäusern 56 %, bei Zwei-Personen-Haushalten immerhin noch 38 %. Kapitalanleger zieht es nach wie vor ins vermeintlich sichere Betongold. Finanzmittel sind reichlich vorhanden und treiben die Preise. Außerdem begünstigt die demografische Entwicklung am unteren (Studierende) und oberen Ende (Senioren) den Mehrfamilienhausbau.



Nichtwohnbau: Konjunkturdelle wird überwunden
 
Der Nichtwohnbau kann im laufenden Jahr die Konjunkturdelle überwinden. Für 2014 geht die Heinze Marktforschung von einem Genehmigungsvolumen von insgesamt 216 Mio. m3 aus. Dies liegt leicht über dem Niveau von 2012. Die Fertigstellungen bleiben stabil bei 190 Mio. m3 umbautem Raum.  
Im Bereich der industriellen Betriebsgebäude liegen die Fertigstellungen auf Vorjahresniveau. Die Genehmigungen sinken aber im Vergleich zum Vorjahr um knapp 7 %. Der umbaute Raum wird damit um fast zehn Millionen Kubikmeter unter den Vorjahreswerten liegen.

Vor allem bei den wohnähnlichen Betriebsgebäuden zeichnet sich ein solider Aufschwung ab. Insgesamt werden die Genehmigungen im laufenden Jahr um 5,5 % steigen. Der um­baute Raum wird bei 38,8 Mio. m³ liegen. Eine positive Entwicklung im Industriebau im Jahr 2014 wird auch die wohnähnlichen Betriebsgebäude weiterhin begünstigen. Der Bedarf steigt mit der Zahl der Erwerbstätigen und dem verbesserten Investitions­klima für Bürogebäude. Für 2014 geht die Heinze Marktforschung von 41,3 Mio. m³ umbautem Raum aus. Dies entspricht einem Zuwachs von 6,4%.
Für eine günstige Entwicklung in 2014 spricht auch der Verlauf der industriellen Betriebsgebäude, die immer auch Büroflächen­bedarf auslösen. Ein weiteres begünstigendes Element sind die Bedingungen für Bürofinanzierungen. Sie haben sich im zweiten Quartal erneut um 2,5 Punkte verbessert. Damit liegt der seit 2011 erhobene Stimmungsindex mit +0,9 % Punkten erstmals im positiven Bereich.



Fazit
 
Wie sehen die Perspektiven für die Bauwirtschaft aus? Im Nichtwohnbau sind die Perspektiven deutlich besser geworden. Die Fertigstellungen bleiben stabil und die Genehmigungen zeigen aufwärts. Auch im Wohnungsbau sind die Rahmenbedingungen günstig. Genehmigungen werden von den Eigenheimen stabilisiert und von den Mehrfamilienhäusern vorangetrieben. Mit anderen Worten, die Chancen für die Bauindustrie sind da. Jetzt heißt es: zupacken.


Heinze GmbH

www.heinze.de


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