BMWi-gefördertes Forschungsprojekt „GasqualitaetGlas“ läuft an

Gasbeschaffenheitsschwankungen – Erarbeitung von Kompensationsstrategien für die Glasindustrie zur Optimierung der Energieeffizienz
In den letzten Jahren hat der deutsche Erdgasmarkt gravierende Veränderungen erlebt. Die Marktliberalisierung, das „unbundling“ bzw. die Trennung zwischen Netz und Vertrieb, die zunehmende Einspeisung von Gasen aus erneuerbaren Quellen wie Biogas oder in Zukunft auch vermehrt Wasserstoff aus „power-to-gas“-Anlagen und die Integration und Harmonisierung mit den Partnern in Europa machen den Energieträger Erdgas umweltfreundlicher und zukunftsfähig. Gleichzeitig führen diese Veränderungen auch dazu, dass die Zusammensetzung des Erdgases und damit seine Eigenschaften, die so genannte Gasqualität oder Gasbeschaffenheit, in Zukunft deutlich stärkeren und häufigeren Schwankungen unterworfen sein werden als in der Vergangenheit. Für manche Endverbraucher, insbesondere bei sensiblen industriellen Fertigungsprozessen, können schwankende Erdgasqualitäten zur Herausforderung werden. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Glasindustrie: wie für viele andere energieintensive Branchen auch stellt Erdgas für die deutsche Glasindustrie den wichtigsten Energieträger dar, etwa 2/3 des Endenergiebedarfs der Branche wird durch Erdgas bereitgestellt. Schwankende Erdgasbeschaffenheiten können bei den hochgradig spezialisierten Prozessen der Glasherstellung zu ungewollten Auswirkungen auf den Gasverbrauch und damit auf die CO2-Emissionen sowie den Schadstoffausstoß und die Produktqualität führen. Eine Umfrage der Hüttentechnischen Vereinigung der deutschen Glasindustrie e.V. (HVG) belegt, dass in den letzten Jahren etwa 75 % der Teilnehmer, die etwa 90 % der deutschen Glasfertigungskapazität darstellen, bereits Produktionsprobleme aufgrund von Schwankungen der Erdgasqualität erlebt haben. Dies ist der Ansatzpunkt des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) über den Projektträger Jülich geförderten Forschungsprojekts „GasqualitaetGlas“, das im Juli 2015 angelaufen ist (Fördernummer: 03ET1296 A, B, C und D). In dem auf eine Laufzeit von 2,5 Jahren angelegten Forschungsprojekt sollen Möglichkeiten untersucht werden, durch fortschrittliche Mess- und Regelungstechnik Schwankungen in der Erdgasqualität beim industriellen Endverbraucher rechtzeitig zu erkennen und mit Hilfe von Anpassungen des Anlagenbetriebs entsprechend zu reagieren, um Auswirkungen auf den Produktionsprozess möglichst zu vermeiden.     Das Projekt mit einem Budget von 2,5 Mio. € wird vom Gas- und Wärme-Institut Essen e.V. (GWI), der Hüttentechnischen Vereinigung der Deutschen Glasindustrie e.V. (HVG), dem VDEh-Betriebsforschungsinstitut (BFI) und der STG Combustion Control GmbH & Co. KG in Cottbus sowie mit umfangreicher Unterstützung aus der Glasindustrie und von Messgeräteherstellern durchgeführt.
 
Hüttentechnische Vereinigung
der Deutschen Glasindustrie e.V.

Gas- und Wärme-Institut Essen e.V.
http://gwi-gqg.hvg-dgg.de

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