Bayerischer Ziegelindustrie-Verband e. V.

Kritik an Holzbauförderung im Ziegelland Bayern

Angekündigt war der Schritt bereits seit einem knappen Jahr – dann hat die bayerische Staatsregierung Nägel mit Köpfen gemacht. Seit dem 1. Juni 2022 und bis zum 31. Dezember 2023 gilt eine neue Richtlinie zur Förderung der Holzbauweise. Vertreter der Ziegel- und der mineralischen Baustoffindustrie protestieren jetzt gegen diese Maßnahme.

Tragendes Holz in der Hütte

Mit dem Bayerischen Holzbauförderprogramm sollen Projekte, deren Tragwerkskonstruktionen überwiegend aus Holz bestehen, mit 500 Euro pro Tonne im Bauholz gespeicherten CO2 bis zu einer Gesamtförderhöhe von 200.000 Euro gefördert werden. Förderfähig sind der Neubau, Ausbau und die Aufstockung von kommunalen Gebäuden und mehrgeschossigen Wohngebäuden. Dafür sind im diesjährigen Haushalt über acht Millionen Euro reserviert.

Bayerischer Ziegelindustrie-Verband fordert Nachbesserung der neuen Förderrichtlinie

Der Vorstandsvorsitzende des Bayerischen Ziegelindustrie-Verbandes, Johannes Edmüller, zeigt sich in einer Pressemitteilung enttäuscht: „Wir begrüßen ausdrücklich Förderprogramme der Staatsregierung für klimafreundliches und soziales Bauen. Aber dieses Förderprogramm wird dem erklärten Ziel der Nachhaltigkeit überhaupt nicht gerecht.“ Gefördert werden sollten stattdessen alle nachhaltigen, vor allem langlebigen Bauweisen. Edmüller ergänzt: „Gute Klimapolitik braucht Technologieoffenheit. Alle nachhaltigen Bauweisen und Baustoffe müssen bei der Vergabe von staatlichen Fördermitteln gleichberechtigt berücksichtigt werden.“

Förderrichtlinie unlogisch und wettbewerbsverzerrend

Besonders die Bedingung, dass die Förderung nur für Tragewerk aus Holz gilt, ist für den Verband ein Stein des Anstoßes. Johannes Edmüller moniert: „Die Politik schafft jetzt Rahmenbedingungen, die eben nicht alle nachhaltigen Bauweisen fördern. Auch wir Ziegelhersteller brauchen Holz und Holzwerkstoffe am Bau, genauso wie Ziegel. Jeder Baustoff hat seine Daseinsberechtigung.“ Doch verzerre die neue Förderrichtlinie die Wettbewerbsbedingungen einseitig zugunsten eines Baustoffes.

Edmüller macht das an einem Beispiel deutlich: „Wenn man heute in Bayern in einem Ziegelhaus einen Holz-Dachstuhl einbaut, dann wird dieser mit null Euro gefördert. Hat man aber als Bauherr– nach der neuen Bauförderung – den gleichen Dachstuhl auf einem Holzrahmenhaus errichten lassen, kann man bis zu 200.000 Euro vom Freistaat bekommen. Das ist unlogisch und eindeutig wettbewerbsverzerrend.“ Genauso sehe es mit anderen Materialien aus: Holzdämmung oder OSB-Platte im Holzhaus erhalte eine Förderung, im Ziegelhaus nicht.

Ziegel sind nachhaltig

Auch der Nachhaltigkeit wegen setzen Bauherren, Baufachleute und Investoren schon lange auf mineralische Baustoffe, wie etwa den Ziegel. „Sie profitieren über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes von einer sehr guten CO2-Bilanz, von der Gesundheitsverträglichkeit, niedrigen Heiz- und Unterhaltskosten sowie einer langen Nutzungsdauer von 80 Jahren und mehr“, sagt der Verbandschef. Ebenso sei der Rohstoff Lehm und Ton regional verfügbar und praktisch unbegrenzt vor Ort vorhanden. Auch seien bereits die ersten Ziegel aus Recyclingmaterial im Sinne der Kreislaufwirtschaft entwickelt worden.

Klimaneutralität nur mit Baustoffneutralität

Auch der Verein „solid UNIT – Das Netzwerk für den innovativen Massivbau Bayern“, ein Zusammenschluss von acht Verbänden der Bauwirtschaft und der Baustoffindustrie, fordert in einer Mitteilung, dass das Land Bayern alle Gebäude aus CO2-armen oder -freien Massivbaustoffen in die Bauförderung einbezieht.

 „Mit der einseitigen Förderung von Holzbauweisen wird Bayern sein ehrgeiziges Ziel, bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu sein, jedoch nicht erreichen. Nur eine baustoffneutrale Förderung aller CO2-freien oder -armen Bauweisen bringt uns diesem Ziel näher. Denn 80 Prozent unserer gebauten Umwelt ist und wird aus Massivbaustoffen wie Beton und Mauerwerk gebaut. Wir müssen deshalb die Potenziale innovativer Massivbaustoffe für den Klimaschutz erkennen, nutzen und fördern“, kritisierte Andreas Demharter, Vorstand von solid UNIT Bayern, die einseitige Holzbauförderung.

„Klimaland Bayern“

Die Pläne der Staatsregierung zur Holzbauförderung waren im Laufe des vergangenen Jahres öffentlich geworden. Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern und Chef der CSU, hatte schon im Frühjahr 2021 auf Twitter Richtung Holzbau geblinkt. Das entsprechende Programm wurde in der Regierungserklärung „Klimaland Bayern“ vom 21. Juli 2021 vorgelegt. Bei staatlichen Bauaufträgen sollte Holz Priorität eingeräumt und der jährliche Bau von bis zu 400 mehrgeschossigen Holzhäusern gefördert werden.

Ziegelland Bayern

In Bayern spielen Ziegel insbesondere im Wohnungsbau eine wichtige Rolle. Nach den Zahlen des Bayerischen Landesamts für Statistik wurden im Jahr 2021 von insgesamt 68.558 Baugenehmigungen 38.903 für Wohnungen in Ziegelbauweise erteilt. Das entspricht einem Anteil von annähernd 57 Prozent. Diese Dominanz zeigt sich in allen Wohnungsbausegmenten. Bei insgesamt 3.945 genehmigten Wohngebäuden mit drei und mehr Wohneinheiten lag der Anteil der Ziegelbauweise bei rund 58 Prozent. Bei Ein- und Zweifamilienhäusern sind ähnliche Verhältnisse zu beobachten. Mehr als 55 Prozent der für 21.338 Einfamilienhäuser erteilten Baugenehmigungen, 11.757, entfielen auf die Ziegelbauweise. Im Zweifamilienhausbereich lag der Anteil sogar bei fast 60 Prozent, mit 2.685 von 4.530 genehmigten ­Wohngebäuden.

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