Liebe Leserinnen und Leser,

wir leben in herausfordernden Zeiten. Der Begriff der „Polykrise“ wird zunehmend in Politik und Wissenschaft herangezogen, um die vielen internationalen krisenhaften Entwicklungen zusammenzufassen. Ihre Auswirkungen auf die Baukonjunktur hat die Ziegelindustrie leidvoll erfahren müssen: Bauzinsen stiegen schnell steil an, bereits genehmigte Bauvorhaben wurden mangels erschwinglicher Finanzierung pausiert oder gänzlich storniert und Sanierungen waren stark rückläufig. Innenpolitisch wurde durch die Haushaltskrise und einen Förder-Zickzack-Kurs beim Wohnungsbau viel Vertrauen verspielt. Unsere Unternehmen kämpften im letzten Jahr teils mit Absatzproblemen, temporären und dauerhaften Werksschließungen sowie Kurzarbeit.

Eine konjunkturelle Entspannung ist zumindest für 2024 nicht in Sichtweite. All das ausgerechnet jetzt, wo die Mammutaufgabe der industriellen Transformation hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung enorme Anstrengungen von den Unternehmen abverlangt.

Trotz düster erscheinender Bestandsaufnahme haben diese Schockwellen eines gezeigt: Die deutsche Ziegelindustrie ist resilient und zukunftsgewandt zugleich. Die Hersteller können auf einen reichhaltigen unternehmerischen Erfahrungsschatz zurückgreifen. So hat die Branche einmal mehr bewiesen, dass sie in der Lage ist, sich stetig neu zu erfinden und ihre Produkte innovativ an die neuen Kontextbedingungen anzupassen. Die Ziegler wahren Bodenhaftung und blicken stets nach vorne. Denn wir wissen: Nach jeder Krise geht es mit frischen Ideen und Erfahrungen im Gepäck bergauf.

Das neue Jahr hält viel bereit: Es stehen Europawahlen und die Präsidentschaftswahlen in den USA an, die maßgebliche Auswirkungen auf die Industrie- und Klimapolitik haben könnten. Auch die Berliner To-Do-Liste ist lang. Nach diversen Baugipfeln, Ländertreffen und Runden Tischen gilt es nun vom Wort zur Tat zu schreiten und Maßnahmen weiter auszubauen. Allen voran gilt es, klimabewusstes Bauen bezahlbar und technologieoffen umzusetzen. Hierfür braucht es eine auskömmliche und langfristig verlässliche Wohnungsbauförderung. Nur wenn es möglichst vielen Menschen ermöglicht wird, bezahlbar zu bauen, können sie in ihre private Zukunft investieren und langfristig den Staat entlasten. Hier zu sensibilisieren und das Potenzial des Ziegels hervorzuheben, ist Kernthema für 2024. Auch die Lebenszyklusbetrachtung von Gebäuden sowie den Bürokratieabbau schreiben wir uns weiter auf die Agenda.

Als Branche haben wir viel vor. Packen wir es gemeinsam an!

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre und alles Gute für 2024!

Ihr

Attila Gerhäuser

Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Ziegelindustrie e. V.

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