Fukushima und die Folgen

Noch stehen wir alle unter dem Eindruck der Dreifach-Katastrophe in Japan. Wobei erstaunlicherweise das Erdbeben mit Rekordstärke und der nachfolgende Tsunami mit seinen gewaltigen Zerstörungen und ca. 30 000 Toten zumindest in Deutschland als unvermeidliches Naturereignis hingenommen werden und von den Medien schon nach wenigen Tagen fast vergessen waren. Nur die Beschädigungen im Atomkraftwerk Fukushima, die zwar möglicherweise einige Opfer unter den dort Beschäftigten fordern werden, bislang aber bei Weitem nicht die Schäden der vorausgegangenen Ereignisse verursachten, haben regelrechte Panikreaktionen in Deutschland ausgelöst. Wer die Sondersendungen im Fernsehen verfolgte, konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Gesprächspartner insbesondere der Umweltverbände fast sehnsüchtig den „Super-Gau“ herbeiredeten.

Die Ergebnisse der Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zeigen, dass diese Berichterstattung auf einen fruchtbaren Boden gefallen ist. Alle Parteien haben sich mittlerweile als Folge deutlich von der Atomkraft distanziert. Deutschland steht zwar europäisch und international ziemlich allein mit seiner Meinung da, aber die Entscheidung scheint unwiderruflich gefallen zu sein.

Daraus folgt eine noch schnellere Wende in der Energiepolitik, als eh schon vorgesehen. Weitere Kürzungen bei der Subvention von Photovoltaikanlagen wird es nicht mehr geben, der Anteil der nachhaltigen Energien wird fast um jeden Preis erhöht werden. Die Stromkosten werden kräftig steigen, zum einen wegen des knapperen Angebots nach dem Abschalten der Kernkraftwerke und der explodierenden EEG-Umlage. Zum anderen scheinen auch die Zeiten des relativ günstigen Erdgases vorbei zu sein, weil noch einige andere Länder ihre Stromerzeugung verstärkt auf Erdgas umstellen werden.

Insgesamt wird das Unglück in Japan sicherlich nicht das Verständnis der breiten Bevölkerung für energieintensive Grundstoffindustrien fördern. Der Gegenwind, der uns schon seit einiger Zeit ins Gesicht bläst, wird noch stärker werden. Das vereinigte Gutmenschentum in Politik und Verwaltung wird – mit dem politischen Rückenwind der letzten Wahlen – auch die Themen Nachhaltigkeit und Ressourcen-effizienz noch stärker nach vorne bringen und uns weiter in Zugzwang bringen.

Ich will nicht enden, ohne wenigstens einen positiven Aspekt zu erwähnen. Ohne Kernkraftwerke muss der CO2‑Ausstoß in Deutschland noch drastischer reduziert werden. Der Energieverbrauch der privaten Haushalte dürfte nach allgemeiner Ansicht das größte Minderungspotenzial besitzen. Insbesondere die Energie, die zum Heizen der Wohnungen verwendet wird, lässt sich noch deutlich reduzieren. Dazu ist es aber entweder erforderlich, dass die Heizungsanlagen erneuert werden oder – noch besser – in die Gebäude­hülle investiert wird. Geschieht dies durch die Dämmung der oberen Gebäudehülle, profitieren davon die Hersteller von Dach­ziegeln. Ist eine energetische Sanierung aufgrund des schlechten Zustandes des Gebäudes ausgeschlossen oder wegen der hohen Kosten unsinnig, so ist ein Bestands­ersatz durch Abbruch und Neubau die bessere Alternative. So könnten auch die Hersteller von Mauerziegeln durch die verschärften Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden profitieren.

Wie fast immer ergeben sich Risiken und Chancen. Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, die Risiken klein zu halten und die Chancen zu nutzen!

 

Martin Roth

Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der

Deutschen Ziegelindustrie e.V., Bonn

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