Rotblau-bunt geflammte Klinker von A K A prägen Erscheinungsbild des BUG-Hochhauses
Know-how im Detail sowie ausgeklügelte Problemlösungen, die sichere Anwendung bieten und beim Bauwerk zur Kostenreduzierung beitragen.- Nicht zuletzt diese Faktoren führten im Rahmen einer Neubaumaßnahme der Behörde für Umwelt und Gesundheit (BUG) in Hamburg zur Auftragsvergabe an die A K A Ziegelgruppe GmbH, Peine. Die Lieferung für die Hochhaus-Fassade umfasste Verblendklinker für das Ziegelsichtmauerwerk in zwei Farben sowie die Herstellung von Ziegelverblendfertigteilen für Stürze, Abfangungsebenen sowie Aufstandsmauerwerk, vor allem aber für einen speziellen Gestaltungsblickfang. „Zu realisieren waren“, so AKA-Gesamtvertriebsleiter Ernst Buchow, „zwei gerundete Fassadenteile, die über das Dach hinausragen und in ihrer auskragenden Ausführung einer abstrakten Tulpenform ähneln.“
Das 12geschossige Objekt entstand als 2. Bauabschnitt im Neubaukomplex für die BUG an der Billstraße im Hamburger Stadtteil Rothenburgsort. Geplant wurde das Hochhaus vom heimischen Architekturbüro urban attack. Bauherr ist das Unternehmen Confirmator Geschäftsbesorgungs-, Betreuungs- und Verwaltungsgesellschaft mbH & Co, Objekt Billstraße KG, Berlin. Mit der kompletten Baumaßnahme beauftragt ist das renommierte Bauunternehmen EBM Bauunternehmung GmbH, Schwerin; vor Ort verantwortlicher Objektleiter Helge Feuereiß. Klinker und Ziegelverblendfertigteile wurden über den örtlichen Baustoff-Fachhandel geliefert.
Das in architektonisch moderner Formensprache konzipierte Hochhaus korrespondiert in Maßstab und Materialität mit einem Eckturmgebäude in baulicher Nachbarschaft. Zu diesem alten Turm, so Architekt Olaf Schindel, bildet der neue eine städtebaulich dominante Diagonale, die auf Hafen-City und Innenstadt weist. Beide Türme als Gestaltungspaar stellen optisch ein Zugangsportal zum Stadtteil Rothenburgsort dar.
Die weiß geputzte Lochfassade des BUG-Hochhauses wird geprägt durch rotbuntes Klinkermauerwerk, das zwei Eckbereiche dominiert: Zu beiden Seiten der Eingangssituation „wachsen“ 3,50 m breite, vorgesetzte und verklinkerte Fassadenbänder etwa 40 m empor und enden in einer ca. 2 m über das Dach hinausragenden Klinkertulpe. Als optisches Gegengewicht fungiert im gegenüber liegenden Eckbereich ein über vier Geschosse reichender, ebenfalls verklinkerter Gebäudevorsprung.
Zur Gestaltung von Ziegelsichtmauerwerk und Ziegelverblendfertigteilen entschieden sich die Verantwortlichen für den Einsatz des rotblau-bunt geflammten 7-Schlitz-Klinkers Halle aus dem A K A-Werk Oberlausitz. Für die fünf Steinschichten breiten Bänderungen im Erdgeschoss wurde der harmonierende blau-anthrazitfarbene Klinker Potsdam verwendet. Während ein Fassadenteil neben dem Eingang geschossweise mit je drei schmalen Fenstern aufgelöst wird, ist das andere Fassadenband in der Draufsicht ungebrochen. In den Seitenwangen fast versteckte Fenster dienen hier der Lichtzufuhr. Die gebäudehohen Klinkerbänder sind bis zum Fußpunkt der Auskragung im letzten Obergeschoss konventionell im Läuferverband gemauert. „Klinkertulpe“, Aufstandsmauerwerk im gegenüberliegenden Eckbereich sowie die Sturzüberdeckungen über den Fenstern wurden als Ziegelverblendfertigteile realisiert. Allerdings sind die Stürze nicht - wie meist üblich - als Grenadierschicht, sondern dem Mauerwerk entsprechend als Läuferschicht ausgeführt. Spezielle Formziegel gewährleisten auch in der Untersicht die durchgängig schöne Optik der Klinkeroberfläche.
Das Besondere des Auftrags war nach Informationen von Heinrich Laue, Werksleiter im A K A-Fertigteilwerk Albert, die Ausbildung der sogenannten Klinkertulpe, „wenngleich uns diese Aufgabe keine Schwierigkeiten bereitete“. Die Problemlösung lag darin, ab dem Fußpunkt der Rundung die „Tulpe“ planerisch in einzelne Segmente zu zerlegen, die bei der Fertigung 1:1 umgesetzt werden konnten. Unter wirtschaftlich wie anwendungstechnisch optimalen Gesichtspunkten ergab sich ein Aufsplitten der Wölbung in 13 separate Fertigteile mit drei unterschiedlichen Radien, die am Fußpunkt auf Null ausliefen. So konnten die vorgegebenen Rundungen exakt eingearbeitet werden. Die Fertigteilpläne wurden mit Bauunternehmer und Architekt abgestimmt und anschließend die für die Produktion maßgeblichen Werkzeichnungen erstellt.
Nach diesen Plänen wurden die Rundungssegmente 1:1 ausgeplottet, auf dem Schalungsboden ausgelegt und die Schalungen entsprechend zusammengestellt. Spezielle Magnetsysteme sorgten für Millimeter genaue Maßeinhaltung. Die auf 3,5 cm heruntergeschnittenen Klinker wurden gemäß Vermauerung auf der Baustelle exakt ausgerichtet und die Schalung mit Beton verfüllt. „Dank des Lochanteils im Klinker konnte durch den Schnitt ein zusätzliches Verkrallen der Ziegelscheibe mit dem Beton erreicht werden“, erläutert Laue. Den Abschluss der „Tulpe“ bildet an der Oberseite eine senkrecht stehende Grenadierschicht. Die Winkelstürze für die Tulpenrundung reichten von 11,5 cm bis zu einer Leibungstiefe von 47,5 cm. Zur Befestigung vor Ort wurden in die einzelnen Fertigteile normale Edelstahlkurzschienenstücke einbetoniert. Entsprechend fertigte der Edelstahllieferant Modersohn spezielle Halterungen auf Maß. Diese wurden in das Fertigteil eingeschraubt und konnten so auf der Baustelle nach hinten an die Stahlbetonkonstruktion der Gebäudewandfest gedübelt und geschraubt werden.
Nach Fertigstellung wurden Fensterstürze, Aufstandsmauerwerk und „Tulpen“-Segmente just in time an die Baustelle geliefert und dort mit Spezialkränen in die vorgesehene Verankerung platziert, justiert und passgenau befestigt. Zur nahtlosen Einbindung der Fertigteile in die gemauerte Verblendschale wurden die Elemente erst nach dem Einbau verfugt. So sind Farbunterschiede durch unterschiedliche Mörtelarten zu vermeiden.
Wie der Werksleiter mitteilt, wurden für das BUG-Hochhaus insgesamt 106 Fertigteilstürze mit einem Gesamtgewicht von gut 10 Tonnen eingebaut. Das Gesamtgewicht der „Tulpen“-Segmente beträgt 19 Tonnen. Dass Architekt und Bauunternehmen mit der Auftragsabwicklung zufrieden sind, beweist, dass A K A für den 3. Bauabschnitt wieder Ziegelverblendfertigteile als Sturzüberdeckung liefern wird.
Ernst Buchow abschließend: „Interessante Architekturdetails wie die abstrakte Tulpenform am BUG-Hochhaus sind wirtschaftlich sinnvoll meist nur mit werksmäßig produzierten Fertigteilen zu realisieren. Vom Schwierigkeitsgrad, der Ausrüstung im Werk und dem Know-how unserer Mitarbeiter her stellten auch die Klinkertulpen kein Problem dar, sondern ein ganz normales Bauvorhaben, das dennoch als Referenzobjekt außergewöhnliche Akzente setzt.“